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Paulus hätte sich gefreut

Gott ist mein Zeuge: Kein Wort, das ich euch sage, ist Ja und Nein zugleich! Denn Jesus Christus, der Sohn Gottes … war nicht Ja und Nein zugleich. In ihm ist das reine Ja Wirklichkeit geworden. (2. Korinther 1,18f.)

Zuverlässigkeit ist eine ganz wichtige Tugend. Das geht Paulus auch schon so. Die Situation damals: Paulus hatte der Gemeinde in Korinth zugesagt, dass er sie besuchen wolle, vielleicht sogar für „einige Zeit … vielleicht sogar den Winter über“. Aber es gab Auseinandersetzungen um richtiges Verhalten. Dazu hat Paulus dann einen deutlichen Brief geschrieben, der nicht bei allen gut ankam. Seine Autorität wurde in Frage gestellt. Wie kommt der eigentlich dazu? Dann verzichtete Paulus lieber auf den Besuch. Er befürchtete, dass der Streit sich ausweiten könne. Dabei wurmt ihn ein Vorwurf besonders. Einige in Korinth sagen, dass Paulus unzuverlässig sei, der redet heute so und morgen so.

Das kann Paulus gar nicht vertragen. Ihm ist wichtig, dass er klare Aussagen macht. Denn sonst wäre er als Missionar des Christentums auch fehl am Platz, denn woran sollten sich die Leute dann halten. Deshalb betont Paulus, dass er „nicht Ja und Nein zugleich“ sagt. Begründung: Gott sagt ja auch eindeutig Ja zu uns. Er hat uns durch Jesus Christus seine Liebe gezeigt und deutlich gemacht, dass jeder Mensch ein besonderes Geschöpf Gottes ist. Das wird auch in der Taufe ausgedrückt, auf die Paulus in diesem Zusammenhang hinweist. An der zuverlässigen Zusage Gottes sollen wir uns orientieren. Wir sollen für unsere Mitmenschen in unserem Reden und Handeln auch eindeutig sein.

Interessant ist, dass auch Jugendliche in verlässlichen Beziehungen leben möchten. Die Shell-Jugendstudie hat dieses wieder gezeigt: Von den 15- bis 25-jährigen Jugendlichen wollen 97 Prozent gute Freunde, 94 Prozent vertrauensvolle Partnerschaften, 90 Prozent ein gutes Familienleben. Zum Vergleich: Einen hohen Lebensstandard streben nur 63 Prozent an.

Sogar die Beziehung zu den Eltern wird immer besser. 74 Prozent der Jugendlichen würden ihre eigenen Kinder ähnlich erziehen wie sie selbst erzogen worden sind. Die Generationen mögen sich immer mehr.

Vor gut zwanzig Jahren waren diese Ergebnisse noch sehr überraschend. Man weiß nicht genau, woher diese Sehnsucht nach Zuverlässigkeit bei den Jugendlichen kommt. Vielleicht haben sie die Auswirkungen von unzuverlässigem Verhalten schon erlebt und wissen, wie tief solche Enttäuschungen sitzen. Vielleicht empfinden sie auch unsere Gesellschaft, mit ihren wechselnden Bildungsmöglichkeiten und starken Veränderungen bei den Arbeitsplätzen als unsicher. Es kann sein.

Aber ganz klar: Jugendliche wünschen ganz ähnlich wie Erwachsene zuverlässige Freunde, Partnerinnen, Familienmitglieder, Arbeitskollegen usw. Und viele leben ja auch so. Paulus hätte sich daran gefreut.

Lothar Lachner

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