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Die Kraft der Worte

Mit unseren Konfirmandinnen und Konfirmanden besuchen wir an einem Dienstag das Elisabeth-Krankenhaus. Es geht darum, „Kirche am Lebensweg der Menschen“ zu entdecken. Das Krankenhaus ist solch ein Ort. Da kreuzen sich unsere Lebenswege mit einem Haus, wo man darauf vorbereitet ist, Menschen aufzunehmen, deren Lebensweg durchkreuzt wurde.

Mancher von uns wird dankbar sein, dass es an bestimmten Augenblicken die Klinik gab mit ihren Ärztinnen und Ärzten, dazu die effektiven Geräte und alle, die zum Pflegebereich gehören. Hin und wieder hören sie dort auch ein „Danke“, wenn sich ein Patient verabschiedet. Und das ist doch das Mindeste, was man seinen Helfern zurückgeben kann.

Was aber macht der Krankenhausseelsorger in diesem Haus? Wir sitzen mit ihm zusammen in der Kapelle. Auf die Frage, was seine Arbeit ist, meldet sich einer aus der Gruppe und sagt: „Ich denke, Sie heilen mit Worten“.

Mit Worten heilen, das gefiel nicht nur dem Seelsorger dort, der sich gut verstanden sah. Ist es doch das, wovon die Bibel immer wieder berichtet. Nicht Wörter aber Worte bewirken Kräfte. Es sind die Kräfte, die aus dem Glauben erwachsen. Wir alle tragen Glaube in uns. Dort aber, wo man sich verletzt und von einer Krankheit getroffen sieht, gerät nicht nur der Alltag mit seinen Gewohnheiten aus den Fugen. Da weiß auch der Glaube nicht mehr, wo er ansetzen soll.

Mit Worten heilen kann bedeuten, sich Zeit zu nehmen und einen Menschen anhören, der danach sucht, wo er steht und wie es für ihn weitergehen soll. Dann sind es gar nicht die Worte, sondern das Mitempfinden und vielleicht das Schweigen, solange jemand selbst Worte hat, um einen Ausgangspunkt zu beschreiben. Und vielleicht reicht es, eine Parallele zu einem der starken Bibelworte zu finden, die davon sprechen, dass der Glaube uns gibt, sich nicht aufzugeben, sondern wieder Anschluss an die heilenden Kräfte in uns lässt.

Die Bibel hält ganz viele solcher Worte bereit, die Zuspruch enthalten. Die Jugendlichen wählen sie gerne als ihre Worte bei der Konfirmation. „Sei getrost und unverzagt, denn ich will mit dir sein, wo immer du hingehst“, sagt Gott mehrmals dem Josua. Oder auch, dass man seinen Trost dort findet, wo Paulus sagt, dass er Christus zu sich habe sprechen hören: „Lass dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig!“

Wir brauchen nicht viele Worte der Bibel, um einen Halt zu haben, der uns die Brücke zum Glauben legt, auch in Zeiten, wo sonst nichts ist, was hält und trägt. Aber zwei oder drei sollte man sich bereithalten, Worte die mit uns gehen und uns erreichen, wenn die Wörter verstummen.

Dann nämlich beginnen sie zu sprechen.

Andreas Volke