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Der Weg ist das Ziel

Sende dein Licht und deine Wahrheit! Sie sollen mich sicher führen. (Psalm 43,3)

Der Weg ist das Ziel – dieses Wort ist wohl mehr als ein abgedroschener Werbespruch von Reiseanbietern und Wandervereinen. Denn daraus spricht die Erfahrung, dass man in seinem Leben buchstäblich schon einen Schritt weiter ist, wenn man sich denn einmal auf den Weg gemacht hat. Nicht erst am Endpunkt des Weges, sondern schon unterwegs erleben wir, was guttut, was ermutigt, was einen zur Ruhe kommen lässt.

Zu einem solchen Weg lädt uns der Beter des 43. Psalms ein. Wie so manch anderer Psalm nimmt uns der Beter auch hier buchstäblich mit auf einen Weg:

Denn du bist der Gott, der meine Zuflucht ist! Sende dein Licht und deine Wahrheit! Sie sollen mich sicher führen. Sie sollen mich zu dem Berg bringen, wo dein Heiligtum ist – deine Wohnung. Dann will ich vor den Altar Gottes treten, vor Gott, der mich mit Jubel und Freude erfüllt. Zur Musik der Leier will ich dir danken, Gott, du mein Gott.

Was bist du so bedrückt, meine Seele? Warum bist du so aufgewühlt? Halte doch Ausschau nach Gott! Denn bald werde ich ihm wieder danken. Wenn ich nur sein Angesicht schaue, hat mir mein Gott schon geholfen (aus Psalm 43).

Es ist ein Zwiegespräch mit Gott, sicherlich. Aber es ist genauso auch ein Zwiegespräch zwischen Hoffen und Bangen. Lebenshungrig, geängstigt, bedrängt fragt der Psalmist Gott und trägt seine Fragen zu ihm. Doch dann fragt er immer wieder auch sich selbst: Was bist du so bedrückt, meine Seele? Warum bist du so aufgewühlt?

Und dann lädt er sich und uns zu Ruhe und Gelassenheit ein. Denn Gott, der sich schon so oft als treu und hilfreich erwiesen hat, der wird es wieder tun. Da mag noch so viel dagegensprechen, da mögen noch so viele immer wieder fordernd fragen: ‚Wo ist denn nun dein Gott?‘, da mag so manches Gebet scheinbar ohne Antwort geblieben sein.

Dieser Gott wird kommen und sein Licht in diese Welt und unser Leben bringen und uns sicher führen und leiten. Wir können und sollten uns schon jetzt auf den Weg machen und dabei miteinander mit Gott im Gespräch bleiben. Alles, worauf wir keine Antwort finden, alles, was uns schwer auf der Seele liegt, alles, was uns und andere bedrückt – all das können wir in seine Hand legen. Und dann sollten wir auch miteinander im Gespräch bleiben und uns zwischen Hoffen und Bangen einlassen auf diese Ruhe und Gelassenheit, die nur Gott schenken kann und schenken wird.

Denn er ist treu – wie eh und je. Damals und heute.

Und dann – wie unser Psalmbeter – können wir einstimmen in das Lied zum Lobe dieses Gottes, der seine Hand schützend über uns hält, was auch immer geschieht. Und dann können wir schon jetzt spüren, dass wir begleitet sind – in allem. Und dann können wir schon jetzt zur Ruhe kommen. Denn ‚der Weg ist das Ziel‘. Oder um es mit dem Psalmisten zu sagen:

Halte doch Ausschau nach Gott! Denn bald werde ich ihm wieder danken. Wenn ich nur sein Angesicht schaue, hat mir mein Gott schon geholfen.

Wir beten:

Wir kommen zu dir, Gott, mit allem, was uns auf dem Herzen liegt: Unseren Fragen, unserer Ungeduld, unserer Sehnsucht nach Normalität, Nähe und Begegnung. Wir legen alles in deine Hände, auf das wir keine Antwort haben und was wir schmerzlich vermissen. Und gerade deshalb können wir dich an unserer Seite wissen. Du kannst mitten unter uns neuen Mut und neue Hoffnung wachsen lassen. Darauf vertrauen und bauen wir. Amen.

Jörg Herrmann