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Dein Glaube ist kein Besitz

Und die Apostel sprachen zu dem Herrn: Stärke uns den Glauben! Der Herr aber sprach: Wenn ihr Glauben hättet wie ein Senfkorn, würdet ihr zu diesem Maulbeerbaum sagen: Reiß dich aus und verpflanze dich ins Meer!, und er würde euch gehorsam sein. Lukas 17,5-6)

Kennen Sie diesen wunderbaren Werbespot an der Fleischtheke einer Supermarktkette? Ein Vater kommt gemeinsam mit seinem Sohn im Einkaufswagen an die Theke, um Aufschnitt einzukaufen. Er bestellt soundso viel Gramm von einer Wurst. Die Verkäuferin lächelt ihn an und legt einige Scheiben Wurst auf die Waage – und siehe da: es sind haargenau so viel Gramm wie er wollte.

Es macht ihn anfangs etwas stutzig, aber es geht natürlich immer so weiter. Die freundliche Verkäuferin trifft immer den Punkt. Und deshalb gibt es immer genug, genau so viel wie man braucht.

Das wäre eine ganz wunderbare Sache: nicht nur an der Fleischtheke im Supermarkt, sondern eben auch sonst im Leben. Was könnten wir gelassen in den Tag gehen, wenn wir wüssten, dass wir genug Kraft, genug Ideen, genug Hoffnung, genug von allem hätten, was wir eben an diesem Tag so dringend brauchen.

Als Christenmenschen geht es uns da schlicht nicht anders als der normalen Kundin an einer beliebigen Verkaufstheke. Auch wenn sich der Glaube nur schwerlich mit 125 Gramm Salami vergleichen lässt. Aber das Grundsätzliche bleibt doch vergleichbar. Deshalb ist die Bitte der Jünger in unserem Bibelwort nur zu verständlich:

Stärke unseren Glauben, oder: gib uns Glauben hinzu!

Mach, dass wir genug davon haben, damit es reicht, damit wir durchhalten, damit er uns unterwegs nicht ausgeht, damit wir immer das Richtige tun und lassen. Und vielleicht wäre ein kleiner Vorrat nicht schlecht. Ein bisschen was hinten – sozusagen.

Und dann der Hinweis Jesu auf den Glauben, der so groß ist wie ein Senfkorn – dieses verschwindend kleine Ding. Aber er will damit unsere Blickrichtung ändern. Er möchte uns wegführen von dem, was wir selbst können und leisten, weg von dem, was wir selbst in der Hand haben. Und damit eben auch von allem Abschätzen, allem Nachrechnen und auf unsere Hände blicken.

Dein Glaube ist kein Besitz, sagt Jesus – damals wie heute. Für deinen Glauben gibt es keine Messlatte, kein mehr oder weniger, kein zu wenig. Im Glauben sind wir eingeladen, nicht nur unsere Fähigkeiten kritisch abzuschätzen und abzuwägen. Sondern wir sollen vor allem auf Gott und seine Möglichkeiten sehen. Wir müssen eben die Blickrichtung ändern. Und dann voll Vertrauen auf Gott die Dinge angehen, die vor uns liegen.

Wenn euer Glaube so groß ist wie ein Senfkorn – so unscheinbar, so scheinbar ohne Gewicht, so lächerlich unbedeutend. Wenn euer Glaube so groß ist wie ein Senfkorn, könnt ihr Unglaubliches miteinander wachsen lassen. Nicht einfach so, aber weil Gottes Kraft es möglich macht. Und genau zu dieser Gelassenheit sind wir eingeladen.

Wir beten:

Wir sehen uns um und bitten dich, Gott, für alle, die auf ein Zeichen deiner Nähe warten. Wir bitten dich für alle Entmutigten, dass sie sich wieder mehr zutrauen. Und wir bitten für uns, dass du uns die Augen öffnest für alles, was um uns herum geschieht, und uns die Kraft gibst, in deinem Namen zu handeln, wo wir gebraucht werden.

Jörg Herrmann