Dieser Beitrag wurde 218 mal aufgerufen

Mein Traum einer Kirche der Zukunft

Du stellst meine Füße auf weiten Raum. (Psalm 31,9)

Ich träume eine Kirche, die Weite und Freiheit atmet – im Einklang mit der Psalmbeterin „Du, Gott, stellst meine Füße auf weiten Raum“ (Psalm 31,9). Eine Kirche, in der meine Kinder und Enkelkinder sich wohlfühlen, auf die sie stolz sind und in die sie ihre Freundinnen und Freunde gerne einladen.

In meiner Kirche der Zukunft sind in einer Großstadt wie Essen parochiale Gemeindegrenzen überwunden. Es gibt neben dem Kirchenkreis als Körperschaft des öffentlichen Rechts die EINE Gemeinde Essen und in ihr lebendige gemeindliche Orte, die sich wechselseitig mit ihren Schwerpunkten und Profilen ergänzen:

— ehemals eigenständige Gemeinden vor Ort in den Sozialräumen;
— kirchliche Dienste in Diakonie, Seelsorge, Beratung und Schulen;
— innovative neue Formate und Erprobungsräume wie Segen45, eine Agentur der Evangelischen Kirche in Essen, die bei der Suche nach Segensritualen berät, weitervermittelt oder selbst Segensmomente gestaltet.

Ich träume eine Kirche, die sich von zahlreichen Gebäuden getrennt hat. Die Kirchen und Gemeindezentren, die bleiben, sind energetisch saniert und werden gemeinsam mit anderen Partnerinnen getragen. Meine Kirche der Zukunft ist ein bunter Mischwald, in dem gewachsene Eichen neben kleinen Pflanzen einen lebendigen Organismus bilden. Kirche, so vielfältig wie ein Ökosystem – so divers wie die Menschen.

In dieser Mischwald-Kirche teilen wir die Leidenschaft für den SEGEN, die Leidenschaft für die WÜRDE jedes einzelnen Menschen vor Gott und für die konkrete NÄCHSTENLIEBE.

Deshalb konzentrieren wir uns auf SEGENsfeiern wie Taufen, Trauungen und Beerdigungen. Und nehmen gleichzeitig die Sehnsucht ernst nach neuen Segensformen: wenn Menschen sich trennen; anlässlich einer Fehlgeburt; anlässlich eines beruflichen Wechsels etc.

Wir sind dabei mutig draußen unterwegs: beim Weihnachtsliedersingen im Stadion; an Flüssen und Seen, in Freibädern und auf alten Zechengeländen feiern wir Tauffeste und Popup-Hochzeitsfestivals für eine ganze Region oder Stadt.

Ich träume von einer Kirche, die als zahlenmäßig kleinere Kirche mit ihren Stimmen den öffentlichen Diskurs mutig mitprägt. Eine Kirche, die weiter gemeinsam mit anderen für die WÜRDE und den Wert jedes einzelnen Menschen eintritt und die Menschen unterschiedlichster Haltungen oder Parteizugehörigkeiten ins Gespräch bringt.

Ich träume von einer diakonischen Kirche, die mit ihren haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden diejenigen unterstützt, die hilfsbedürftig sind. Eine Kirche, die durch tätige NÄCHSTENLIEBE an der Seite der Armen steht. In der allen viel zugetraut wird, so dass Menschen wachsen können.

In diesen weiten Raum, gefüllt mit Segen, Würde und konkreter Nächstenliebe, möge Gott unsere Füße setzen und uns den Rücken stärken.

Marion Greve
______________

Ihren Traum einer Kirche der Zukunft hat Marion Greve für ein Buch- und Social-Media-Projekt der Akademie für Kirche und Diakonie beschrieben. Alle Beiträge erscheinen nach und nach in einem Newsletter; anschließend werden sie als Coffee Table Book gedruckt. Der Sammelband ist ab Juni 2025 unter www.a-kd.net erhältlich.

Ein Gedanke zu „Mein Traum einer Kirche der Zukunft

  1. Ein wunderbarer und begeisternder Traum einer Kirche der Zukunft.
    Ich hätte mir gewünscht,dass wir auf dem Weg zur EINEN Gemeinde in Essen schon vor dem Aufbruch in die GESTALTUNGSRÄUME mit solchen positiven Visionen einer Kirche 2035 in Essen eine offene Diskussion mit den Kirchengemeinden und den Kirchenmitgliedern geführt hätten,um dann zu entscheiden ,ob wir diesen scheinbar als alternativlos eingeschlagenen Weg gehen wollen oder doch den Weg mit einem einzigen ,grossen Fusionsschritt aller Gemeinden zur EINEN Gemeinde.“Ein Schritt als EinTritt zur EINEN Gemeinde“. Es hätte eben mehr einer Vision von Kirche als einen Raum der Möglichkeiten bedurft als einen Raum für Klagen,orchestriert von einem Trauermarsch über Mitgliederschwund und Kirchensteuerrückgang.
    Es fehlt mir bis heute eine positive und überzeugend-ehrliche Erzählung ,mit der wir unsere Gemeinden und ihre Mitglieder zur EINEN Gemeinde mitnehmen wollen.

Kommentare sind geschlossen.