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Gott sei Dank!

„Ich muss noch kurz die Welt retten“, klang es vor einigen Jahren regelmäßig aus dem Radio. An guten Vorsätzen kann es nicht genug geben in dieser Welt. Am Erntedanktag schon einmal gar nicht. Denn gerade heute denken und besinnen wir uns schließlich auf das, wofür wir dankbar sein können im Leben. Und als Zeichen tragen wir immer noch, wie schon seit ewigen Zeiten, Früchte des Feldes in die Kirchen. Auch wenn die Wenigsten von uns heute in irgendeiner Weise zum Wachsen und Ernten beigetragen haben.

Wofür danken wir heute eigentlich? Unser Bibelwort, das im Markusevangelium, Kapitel 8, Verse 1 bis 9 steht, kann da sehr hilfreich sein:

Jesus sagte zu seinen Jüngern: „Mich jammert das Volk, denn sie harren nun schon drei Tage bei mir aus und haben nichts zu essen“… Und er nahm die sieben Brote, dankte, brach sie und gab sie seinen Jüngern, dass sie sie austeilten… Sie hatten auch einige Fische; und er sprach den Segen darüber… Und sie aßen und wurden satt. (Markus 8,1-9).

Die wichtigste Nachricht zuerst: es reicht! Es reicht für alle, die gekommen sind. In unserem Fall sind es viertausend Menschen. Wobei im biblischen Sinne die Zahl vier nicht selten die Himmelsrichtungen beschreibt, aus denen Menschen gekommen sind. In unserer Geschichte sind sozusagen keine Grenzen gesetzt. Und dann holt Jesus seine Botschaft mitten in diese Welt: Wer vom Reich Gottes erzählt und davon hört, der muss auch essen und trinken – so einfach ist das.

Und dafür benutzt Markus ein Wort, das Luther mit ‚es jammerte ihn‘ übersetzt. Eigentlich bezeichnet es die inneren Organe und wörtlich könnte man sagen: die Situation der Menschen um ihn herum schlug Jesus schlicht auf den Magen. Psychosomatik zum Anfassen. Menschen fehlt es am Elementarsten und Jesus wird schlecht.

So einfach. So klar und deutlich. So menschlich.

Und genau darum sollte es auch an Erntedank gehen. Es reicht – für alle. Gleich, aus welcher Himmelsrichtung sie kommen. Gleich, welchen Weg und welche Geschichte sie hinter sich haben. Es ist dieses Angerührt sein, diese echte Betroffenheit, die einen nicht mehr loslässt, die es Erntedank werden lassen kann. Auch heute. Mitten unter uns.

Wir sollten offen sein für die Geschichten nebenan und die Geschichten in dieser weiten Welt, die uns anrühren. Manchmal braucht es dieses sich Anrühren lassen. Und dann in Gottes Namen und seinem Segen tun, teilen, auf den Weg bringen, was im wahrsten Sinne des Wortes ‚notwendig‘ ist. Und dann wirklich aus vollem Herzen ‚Danke‘ sagen können für das, was man selbst zum Leben hat.

Wir beten:

Du, unser Gott, wir möchten Dir danken: für so manches Unübersehbare und für unzählige Kleinigkeiten, die wir brauchen und die uns gut tun. Schenke uns auch immer offene Augen, Ohren und Herzen für die Welt und die Menschen um uns herum, denen es am Nötigsten fehlt und die unsere tatkräftige Hilfe brauchen. Damit in deinem Namen und unter Deinem Segen alles so wachsen kann, dass es für alle reicht. Amen.

Jörg Herrmann