Dieser Beitrag wurde 1.061 mal aufgerufen

Mein Name

„Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!“ (Jesaja 43,1)

Wenn man im Duden unter „Name“ nachschaut, findet man zwei Bedeutungen: „Bezeichnung, Wort, mit dem etwas als [Vertreter einer] Art, Gattung von gleichartigen Gegenständen, Lebewesen o. Ä. benannt wird; Gattungsname, Appellativ.“ Als zweite Bedeutung findet man: „Kennzeichnende Benennung eines Einzelwesens, Ortes oder Dinges, durch die es von anderen seiner Art unterschieden wird; Eigenname.“

„Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!“ – Ich muss Ihnen gestehen: ich mochte diesen Satz eine lange Zeit absolut nicht. Das hatte einen ganz bestimmten Grund: Das erste Mal habe ich ihn nämlich auf einer Todesanzeige gelesen. Und danach immer wieder in diesem Zusammenhang. Der Satz hatte für mich also stets etwas mit dem Sterben zu tun. Dass dieser Satz aber eigentlich ein Satz ist, der für die Taufe gedacht ist, das habe ich viel später erfahren. Und dass die Taufe und das Sterben viel miteinander zu tun haben, noch viel später.

Was geschieht bei dir Taufe? Tatsächlich ist das auch für uns Theologen nicht eindeutig zu beantworten. Früher gab es das Verständnis, dass erst ein Mensch, der getauft ist, nach seinem Tod auch zu Gott gelangt. Deshalb ließen sich viele Menschen in früheren Zeiten auf ihrem Sterbebett taufen. Sie sehen, auch in vergangen Zeiten hatten die Taufe und der Gedanke an den Tod einiges miteinander zu tun.

Das Entscheidendste für mich bei der Taufe ist aber, dass ich meinen Namen bekomme. Ganz offiziell wird er der Gemeinde verkündet – und er wird auch noch einmal Gott verkündet.

Unsere Namen sind für uns wichtig. Unsere Eltern haben sie für uns ausgesucht und manche Menschen mögen ihren Namen. Manche nicht. Manche Namen haben ihren Ursprung in einer anderen Sprache und manche Namen haben eine Bedeutung. Zum Beispiel mein Name. „Rebecca“ stammt aus dem Hebräischen und bedeutet so viel wie „die Kuhäugige“. Nun kann man wohl darüber streiten, ob meine Eltern das damals wussten oder nicht, unumstritten ist aber, dass Kühe doch tatsächlich recht schöne Augen haben. Das ist Ihnen noch nicht aufgefallen? Dann könnten Sie beim nächsten Spaziergang, an einer Weide, einmal drauf achten. Denn die biblische Rebecca galt als sehr schöne Frau, ihre Namesbedeutung war also ein Kompliment und keine Beleidigung.

Unser Name zeigt wer wir sind, was uns individuell macht. Dabei spielt es gar keine Rolle, ob manche Menschen denselben Namen tragen. Denn sie füllen ihn anderes aus. Und hier kommt der Satz vom Anfang ins Spiel. Gott kennt alles unsere Namen. Und er weiß, wie wir sie füllen. Mit unseren Stärken und Schwächen. Trotzdem ruft er uns immer wieder bei unserem Namen. Wenn Gott uns beim Namen nennt, dann tut er das auch ganz ohne Beschönigung. Er tut es in dem Wissen, dass wir sind wie wir sind. Er kennt uns in und auswendig. Gott liebt uns trotzdem. Er vergisst unsere Namen nicht. Er vergisst uns nicht.

Wir beten:

Guter Gott,

wir bitten dich, zeig uns allen immer wieder, was es bedeutet, dass du unsere Namen kennst. Wir alle sind Menschen. Niemand ist besser oder schlechter, weil er oder sie eine andere Hautfarbe hat, arm oder reich ist oder sonst irgendetwas. Wir alle gehören zu dir. Lass uns das niemals vergessen und mutig dafür einstehen, diese Wahrheit zu vertreten.

Wir bitten dich aber auch, unsere Individualität zu sehen und dafür dankbar zu sein. Jeder hat seine eigenen Gaben und Talente. Lass uns das nicht vergessen und uns selbst nicht klein machen.

Amen.

Rebecca Lackmann