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Jona | Vom Aufbrechen #2

Aufbrechen und losgehen, das machen Menschen überall und zu allen Zeiten. Auch die Bibel erzählt davon, dieses unglaubliche Aufbruchsbuch. Sie erzählt von Leuten, die aufgebrochen sind, freiwillig oder unfreiwillig, ängstlich, zögerlich, mutig, begeistert. Drei von ihnen kommen hier in dieser Woche zu Wort – heute: Jona.

Mein Name ist Jona und ich kann euch sagen: es ist manchmal gar nicht so einfach im Leben. Kennt ihr das: tief in euch drin wisst ihr, das ist eure Lebensaufgabe, der Weg, der euch bevorsteht, das, was eigentlich dran wäre in eurem Leben? Und trotzdem wollt ihr nicht hinsehen, den Weg nicht gehen… aus Angst zu versagen… aus Bequemlichkeit… weil ihr eigentlich nichts verändern möchtet…weil ihr nicht wisst, ob es danach wirklich besser wird… die Gründe sind sicher vielfältig.

Tja, so ging es mir auch. Gott gab mir den Auftrag nach Ninive zu gehen, zu unseren Feinden… in ein fremdes Land. Nee… nicht mit mir! Ich wusste zwar ganz tief in mir, dass das mein Weg ist und ich mich auf den Weg machen muss, aber ich bin ganz gut darin, meine inneren Stimmen zu ignorieren. Ich weiß gar nicht genau, was mich bewegt hat, die entgegengesetzte Richtung einzuschlagen. Meine inneren Widerstände waren so groß, ich wollte nicht nach Ninive. Ich ahnte, diese Reise wird mich verändern, wird mich herausfordern und mich zwingen, meine Komfortzone zu verlassen. Dazu war ich nicht bereit, das erzeugte in mir Unsicherheit und Angst.

Ich hab`s versucht, vor meiner Bestimmung zu fliehen – es hat nicht geklappt. Jetzt sitze ich hier schon seit drei Tagen im Dunkeln – echt unglaublich… ein Fisch hat mich verschluckt. Keine Flucht ist mehr möglich, ich bin zur Auseinandersetzung mit mir gezwungen. Oftmals braucht es ja richtig tiefe Krisen, um Veränderungen möglich zu machen.

Ich würde sagen, dies ist eine tiefe Krise. Ich wäre dann jetzt bereit loszugehen. Den Herausforderungen in Ninive zu begegnen kann nicht schlimmer sein, als die lähmende Angst im tiefen Loch, in dem ich mich gerade befinde. Ich bitte Gott, mir aus dem Schlund der Verzweiflung herauszuhelfen, so wie er das auch früher schon tat. Manchmal trübt die dunkle Wolke der Angst sogar den Blick auf Gott. Ich werde mich an seine Zusagen erinnern, ihn einladen, den Weg wieder gemeinsam mit mir zu gehen und ihn bitten, mich an den neuen Erfahrungen wachsen zu lassen. Ich bin sicher, Gott wird bei mir sein, mich nicht allein lassen und mir Hilfestellung geben.

Da befahl der Herr dem Fisch ans Ufer zu schwimmen und Jona wieder auszuspucken.

Iris Barthel