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Vergnügt, erlöst, befreit

Nun sind wir angekommen im Jahr 2017. Schon seit Jahren wird in kirchlichen Kreisen von diesem Jubiläumsjahr gesprochen. Denn 2017 ist es 500 Jahre her, dass Martin Luther seine 95 Thesen gegen den Ablass veröffentlichte. Das Jahr 2017 feiern wir als das Jahr des Reformationsgedenkens „500 Jahre Reformation“. Das Motto der Evangelischen Kirche im Rheinland für die Feierlichkeiten in den kommenden zwölf Monaten heißt in Anlehnung an einen Psalm des niederrheinischen Kabarettisten Hanns Dieter Hüsch: „Ich bin vergnügt, erlöst, befreit“.

Präses Manfred Rekowski erklärt, dass es für unsere rheinische Kirche nicht um die Erinnerung an ein historisches Ereignis außerhalb des Rheinlands, den sogenannten Thesenanschlag Luthers am 31. Oktober 1517 in Wittenberg, gehe, sondern dass die Evangelische Kirche im Rheinland vielmehr gemeinsam mit den Geschwistern der Ökumene auf den blickt, „um den es uns allen geht, weil er der Welt Erlösung allein aus Gnade im Glauben gebracht hat: Jesus Christus.“

So ist Jesus Christus der Maßstab für unser Reformationsgedenken. Wenn wir sagen „Ich bin vergnügt, erlöst, befreit“, dann müssen wir fragen: Was schafft uns wirkliche Freiheit? Dann müssen wir Gott in unser Leben und vor allem in den Alltag unseres Lebens hineinnehmen. Dann können wir hinter allem einen Sinn erkennen.

Von Gott her betrachtet haben selbst Leiden und Sterben einen Sinn, weil von dorther erst das unvergängliche Leben, das Gott uns schenkt und von dem der Apostel Paulus im Römerbrief schreibt, in den Blick kommt. Dieses Leben können wir uns selbst nicht schaff en, selbst bei allen Fortschritten unserer modernen Medizin und der Gentechnik.

Unvergängliches, ewiges Leben kommt allein von Gott her. Und er will es uns schenken. Wir müssen es nur annehmen. So einfach ist das. Und so schwer zugleich.

Das Reformationsjubiläum erinnert uns an die Ursprünge unserer evangelischen Kirche. Es erinnert uns an die Frage Martin Luthers „Wie bekomme ich einen gnädigen Gott?“. Wie die Menschen unserer Zeit war er auf der Suche nach dem Leben, nach dem Sinn des Lebens, nach Erlösung.

Während Menschen unserer Zeit ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen versuchen, wollte er sich Gott gnädig stimmen, von dem er sich abhängig wusste. Und es ging ihm nicht nur um ein Leben hier und jetzt. Es ging ihm um sein ewiges Seelenheil. Er wollte nicht im ewigen Höllenfeuer verschmachten. Beim Studium der Heiligen Schrift hatte er eine befreiende Erkenntnis. Er entdeckte die Gnade Gottes, die wir im Glauben anzunehmen haben.

Nicht wir können bei Gott etwas erreichen. Wir können uns unser ewiges Heil nicht schaffen. Das schenkt uns allein Gott. Wir aber haben es im Glauben anzunehmen. Das heißt, wir haben es für uns wahr werden zu lassen. Gott selbst spricht uns gerecht, und wir geben ihm Recht. Wir müssen uns vor Gott nicht selbst rechtfertigen. Wir müssen nur die Hand Gottes ergreifen und unseren Lebensweg mit ihm gehen.

Ich kann mir gut vorstellen, dass die Menschen in der Reformationszeit diese Freiheit eines Christenmenschen auch so erfahren haben. Da traute sich plötzlich jemand aufzustehen gegen seine Kirche. Man konnte sich das Geld für die Ablasszettel sparen. Seelenheil ging ganz anders. Die kirchliche Obrigkeit hatte ihre Macht über das Jenseits verloren. Und auch die Gestaltung des Glaubens lag nun bei den Gläubigen selbst. Es ging um ihren Glauben; es ging damit um ihr Leben; und es ging damit um ihr Leben in Ewigkeit. Wahrscheinlich lag auch so etwas wie der Anbruch einer neuen Zeit in der Luft.

Doch so einfach ist das alles nicht. Von Martin Luther wird berichtet, dass er 1530 vier Monate nicht in Wittenberg gepredigt hat. Lieber wollte er künftig tollen Hunden predigen als dieser undankbaren Gemeinde. Die Menschen hatten die Rechtfertigungsbotschaft zu oberflächlich genommen. Was sollten sie weiter zur Kirche gehen, wenn der Glaube zum Heil doch ausreicht. Sie dachten genauso kurz wie Menschen heute. Immer wieder hat sich die Gemeinde das Wort Gott für ihr Leben zusagen zu lassen. Immer wieder muss sie sich durch Gottes schöpferisches Wort verwandeln lassen.

Hören wir auf ihn, wenn er uns zusagt, dass er uns annimmt. Etwas Schöneres kann uns in unserem Leben gar nicht gesagt werden.

So freue ich mich auf das Reformationsgedenken in diesem Jahr und lade herzlich ein zu den Gottesdiensten und Veranstaltungen zu diesem Gedenken.

Fritz Pahlke
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Mit über hundert Veranstaltungen lädt die Evangelische Kirche in Essen dazu ein, das Jahr des Reformationsgedenkens gemeinsam zu begehen und miteinander über die aktuelle Bedeutung der reformatorischen Grundsätze ins Gespräch zu kommen. Einen Überblick über alle Termine finden Sie in unserem Veranstaltungskalender zum Reformationsjubiläum.