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Freitags brauche ich den Heiligen Geist besonders dringend

Immer freitags fühle ich mich alt. An diesem Tag unterrichte ich in einer Berufsschule. Dann sitzen sie mir gegenüber: Junge Männer und Frauen, die schon mit dem Daumen auf dem Handy geboren wurden, die selbstverständlich vertraut sind mit allen elektronischen Geräten, sie umfassend zu nutzen wissen und sogar verstehen, was sie tun.

Mich verstehen sie aber nicht. Ich erzähle ihnen, wie ich während meines Studiums eine Stunde in der Schlange vor der Telefonzelle stand, zur billigen Tarifzeit. Ihre Reaktion ist pures Unverständnis! Unsere Erfahrungen mit dem Leben können sich einfach nicht begegnen, sind zu verschieden. Ich bin ein Fossil aus ferner Zeit, gerade mit den Flossen an Land gekrochen. Sie wurden schon längst mit Füßen geboren.

An jedem Freitag frage ich mich: Wie nur kann ich den alten Wein in neue Schläuche gießen? Wie mit denen das Leben feiern, auf deren Parties ich schon lange nicht mehr eingeladen werde? Wie die alte Geschichte von Gottes Menschenliebe spürbar machen für jene, die nicht berührt sind von meiner Angst vor dem Tod? Die nicht dieselben Fragen stellen, die mich einst zu Gott fliehen ließen – damals, als ich so jung war wie sie?

Immer freitags brauche ich den Heiligen Geist besonders dringend. Hoffentlich weiß Gott immer genau, wann für mich Freitag ist!

Anke Augustin