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Begreift ihr meine Liebe?

Als er nun ihre Füße gewaschen hatte, nahm er seine Kleider und setzte sich wieder nieder und sprach zu ihnen: Wisst ihr, was ich euch getan habe? (Johannes 13,12)

„Verkehrte Welt“, so hat Petrus wohl gedacht, als Jesus sich hinkniete, um seinen Jüngerinnen und Jüngern die Füße zu waschen. Alles in ihm sträubte sich. Das konnte er doch nicht zulassen! „Rabbi“ wurde Jesus oft genannt, „Meister“ und „Herr“, weil die Menschen ihm vertrauten, ihn achteten und auf seine Worte hörten, weil sie ihn verehrten. Und nun war dieser Jesus aufgestanden, hatte das Obergewand abgelegt, sich ein Tuch wie eine Schürze vorgebunden und eine Waschschüssel zur Hand genommen. Als wäre ER ein Diener oder eine Dienerin, hat er sich vor seine Freunde gekniet und begonnen, ihnen ihre Füße zu waschen. Petrus protestiert und begreift nicht, was diese Situation bedeutet. Er sucht nach Argumenten und Vorbehalten, und will seinen Widerstand rechtfertigen. Er kann nicht aushalten, dass Jesus sich so demütig verhält: wie ein Knecht und nicht wie ein Herr.

Verkehrte Welt – genau aber darin ist das Evangelium verborgen. Jesus zeigt, dass sein Weg der Weg der Liebe ist, in Demut und Gehorsam gegen Gott. Ein Weg, der in letzter Konsequenz zum Kreuz auf Golgatha führt – und der dennoch der Weg des Lebens ist, allem Augenschein zum Trotz.

Begreift ihr meine Liebe? Diese Frage Jesu nehmen die Frauen von den Bahamas auf. Sie möchten Jesus nachfolgen, indem sie sich für die Schwächsten in der Gesellschaft einsetzen. Die Inselwelt der Bahamas, die uns durch Reisekataloge als Paradies präsentiert wird, hat Brüche und Schattenseiten. Dort zu leben ist für die bahamaische Bevölkerung zunehmend schwierig. Durch den wachsenden Tourismus ist sexuelle Ausbeutung ein ernstes Problem. Nicht nur Schwangerschaften von Teenagern, sondern auch sexuell übertragbare Krankheiten gefährden die Bevölkerung. Christliche Frauen setzen sich dafür ein, dass minderjährige Mütter ihren Schulabschluss nachholen können und ihre Kinder betreut werden. Sie schließen sich in Kooperativen zusammen, um traditionelle Flechtarbeiten oder Textilien aus Batik zum Verkauf anbieten zu können, denn Arbeitsplätze abseits des Tourismus sind rar. Sie fordern Rechte für Flüchtlinge aus Haiti und treten dafür ein, dass sich ihre Regierung stärker für die einheimische Bevölkerung einsetzt als für Investoren neuer Hotelanlagen der Luxusklasse.

„Ein Beispiel habe ich euch gegeben, damit ihr tut, wie euch getan habe.“ Und „Selig seid ihr, wenn ihr’s tut.“ Damit schließt Jesus das Gespräch mit dem Freundeskreis ab. Das Zögern des Petrus ist ein Schlüssel zum Verstehen: Nur wenn ich mir die Liebe Jesu gefallen lasse, wenn ich zulasse, dass er mich mit seinem Wort berührt, kann auch ich mich anderen zuwenden. Die Besinnung auf Jesus und seine Botschaft macht uns frei, aufeinander zuzugehen und füreinander einzustehen. Auf den Bahamas und hier in Essen. Lassen Sie sich, liebe Gemeinde, auf den Gottesdienst zum Weltgebetstag am ersten Freitag im März ein! Die Lieder und die Gebete von den Frauen der Bahamas schließen uns zu einer weltweiten Gemeinschaft zusammen und öffnen unsere Herzen für die Botschaft der Bibel. Männer und Frauen sind herzlich willkommen.

Brigitte Schneller