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Auf dass Frieden werde

November – ein dunkler Ort, ein trister, kalter Monat, allein schon vom Wetter her betrachtet; so richtig geschaffen für die Winterdepression. Erich Kästner dichtet:

Ach, dieser Monat trägt den Trauerflor…
Der Sturm ritt johlend durch das Land der Farben.
Die Wälder weinten. Und die Farben starben.
Nun sind die Tage grau wie nie zuvor.
Und der November trägt den Trauerflor.

Und dann hat er noch die besonderen Tage: Volkstrauertag, Buß- und Bettag, Totensonntag. Der November führt uns auf den Friedhof, an die Gräber.

Der Friedhof öffnete sein dunkles Tor.
Die letzten Kränze werden feilgeboten.
Die Lebenden besuchen ihre Toten.
In der Kapelle klagt ein Männerchor.
Und der November trägt den Trauerflor.

Auch unsere Konfirmandinnen und Konfirmanden besuchen den Süd-West-Friedhof in Fulerum. Wir gehen zu den unzähligen Kriegsgräbern, den Gräbern der Zwangsarbeiter, den Gräbern politisch Verfolgter. Wir denken nach über den Tod, aber auch über den Krieg, den Nationalsozialismus, die Diktatur, über Rassismus, Flucht, über den Verlust geliebter Menschen, aber auch den Verlust der Menschenwürde, des Anstands, der Menschlichkeit.

Und wir zünden Lichter an, Lichter der Hoffnung, Lichter des Friedens am Volkstrauertag, Lichter des Gedenkens am Ewigkeitssonntag, für die Gestorbenen, für die Lebenden.

Der Prophet Jesaja verkündet: „Die im Finstern wandeln, sehen ein helles Licht.“ Er findet tröstende Worte für die Trauernden und spricht vom kommenden Friedensreich zu den Leidenden. Jesus Christus sagt: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern das Licht des Lebens haben.“

Er, der uns die Liebe Gottes nahebringt, stellt unser Leben mitten in die Ewigkeit Gottes, sagt, dass die Trauernden getröstet werden sollen, und nennt die Friedensstifter glückselige Kinder Gottes.

Bringen Sie Licht in den traurigen November, zünden Sie eine Kerze an und schauen Sie auf, voller Hoffnung und Zuversicht – so geht der Morgenstern nicht nur in unseren Herzen auf, auf dass Frieden werde.

Henny Dirks-Blatt