Dieser Beitrag wurde 1.642 mal aufgerufen

Weihnachten ist immer!

Denn euch ist heute der Heiland geboren. (Lukas 2,11)

Ist das nicht verrückt? Viele von uns freuen sich auf Weihnachten und die damit verbundenen Traditionen: Kerzen, Tannenbaum, Geschenke, gutes Essen, gemütliche Stunden im Kreis der Familie, vielleicht sogar auf den Gottesdienstbesuch am Heiligen Abend. Doch manch einer ist danach traurig oder gar enttäuscht. Entweder, weil alles viel zu schnell vorbei gegangen ist oder weil es nicht so harmonisch abgelaufen ist wie erwünscht.

Wenn wir an ein paar Feiertagen unsere tiefe Sehnsucht nach Geborgenheit, Wärme, Liebe stillen wollen, so ist das, ehrlich gesagt, eine recht hohe Erwartung und kann eigentlich nicht funktionieren.

Muss es ja auch nicht! Ja, sie haben richtig gelesen: muss es auch nicht. Selbst wenn spätestens mit Schulbeginn im neuen Jahr Weihnachten für alle erledigt ist und die Tannenbäume schon längst entsorgt sind, gilt die Weihnachtsbotschaft weiter: „Denn euch ist heute der Heiland geboren.“

Heiland, Heil, Heilung – so begegnet uns Gott in unserer zerrissenen und unerlösten Welt, und zwar täglich. Gott kennt unsere Sehnsucht nach Leben, nach erfülltem Leben, und deshalb macht er sich klein, begibt sich in unsere Welt mit den verschiedensten Finsternissen, wird Mensch wie wir.

Das Kind in der Krippe ist das Zeichen der Liebe Gottes zu uns. Der große Gott und das kleine Kind, das ist verrückt. Und es kommt noch verrückter. Diese Liebe ist nicht auf die oft ins Romantische verkitschte Stallgeschichte beschränkt. Sie wird im weiteren Leben Jesu sichtbar: Maria und Josef müssen mit dem Kind fliehen, der zwölfjährige Jesus macht seinen Eltern Sorgen, Jesus wendet sich Menschen zu, mit denen niemand etwas zu tun haben will, Jesus muss Leiden ertragen und Unverständnis selbst unter seinen Freunden, Jesus stirbt in jungen Jahren auf grausame Weise, Gott schenkt Jesus neues Leben.

Das ist die Liebe aus dem Stall, die uns in Höhen und Tiefen des Lebens begleitet – durch ein ganzes Jahr und dann wieder von neuem.

Unsere Tannenbäume sind das ganze Jahr über grün und sie verlieren nie die Nadeln, eigentlich ein wunderbares Zeichen dieser Liebe. Warum nur liegen sie schon Anfang Januar am Straßenrand? Weihnachten taugt für mehr als ein paar Feiertage, denn Gottes Liebe „ver-rückt“ die Maßstäbe und schenkt uns das, wonach wir uns sehnen: Liebe, Geborgenheit, Verständnis.

Lassen sie uns verrückt sein und das ganze Jahr über Weihnachten feiern: Gottes Liebe zu uns annehmen und von dieser Liebe weitergeben in unserem ganz normalen Alltag in der Familie, in der Nachbarschaft, unter Freunden, in der Gemeinde. Vielleicht erfüllt sich unsere Sehnsucht nach Harmonie und Frieden nicht (nur) an Weihnachten, sondern im Frühling oder Herbst. Ob wir uns trauen, verrückt zu sein?

Karin Pahlke