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So geht Zahltag bei Jesus

Am Zahltag gab es früher die Lohntüte. Der Arbeitnehmer erschien im Lohnbüro und erhielt den Lohn für seine geleistete Arbeit in barer Münze in einer Papiertüte in die Hand gedrückt. Wenn die daheim wartende Ehefrau Glück hatte, erschien der Gatte dann ohne längeren Umweg in die Kneipe mit dem kompletten Inhalt der Tüte am heimischen Herd – notfalls musste Mutti den Ernährer aber auch am Tresen einsammeln gehen, wenn denn der Monat noch gerettet werden sollte.

Der Lohn für das, was man geleistet hat. Soweit menschliche Zahltage. Bei Gott funktioniert das System Zahltag anders, davon erzählen so einige Beispiele in der Bibel. Denken Sie nur an die Aufregung der Arbeiter im Weinberg, als sie bemerken, dass alle dieselbe Bezahlung erhalten haben – egal, wie viele Stunden sie geschuftet hatten! Das war nach menschlichen Maßstäben doch total ungerecht!

Ein noch deutlicheres Beispiel ist aber die Geschichte vom Zöllner Zachäus, seinerzeit wohnhaft in Jericho. Der Beruf des Zöllners war zur Zeit Jesu das Allerletzte – Angestellter der römischen Besatzungsmacht, pfui. Und die Tarife für die Waren, die in die Stadt kamen, konnte er nach Gutdünken und eigener Geldgier festlegen – Zachäus war ein sehr reicher, sehr unbeliebter, sehr verachteter Bürger der Stadt. Und auch äußerlich machte er nicht viel her – keine stattliche, repräsentative Erscheinung, sondern ein eher klein gewachsenes, schmächtiges Kerlchen.

Nun erfuhr Zachäus eines Tages aus Gesprächen anderer Bürger – mit ihm sprach man eigentlich nicht, höchstens über ihn – dass ein gewisser Jesus, von dem er schon viel Interessantes gehört hatte, in der Stadt sei – und Zachäus wurde nicht nur von Geldgier, sondern auch von einer gehörigen Portion Neugier getrieben. Den wollte er doch zu gern mal sehen, diesen Jesus. Problem: Wie sollte er das bewerkstelligen? Um in der Menge etwas zu sehen, war er zu kurz geraten. Dass man ihn höflich nach vorne lassen würde, war wohl eher nicht zu erwarten, man würde ihn schlicht ignorieren.

Also dachte Zachäus scharf nach, welcher Weg durch die Stadt wohl am wahrscheinlichsten war. Er hastete eine ganze Strecke weiter die vermutete Route entlang und kletterte auf einen Maulbeerbaum am Wegesrand – das war für seine zierliche Gestalt kein Problem. Er saß oben und war durch das dichte Laub sozusagen unsichtbar – dachte er. Denn als die dichte Menschenmenge um Jesus herum an dem vorübergehend bewohnten Baum anlangte, blieb doch dieser Jesus stehen und forderte den fassungslosen Zachäus auf, da jetzt flugs herunterzukommen, da Jesus bei ihm zu Hause zu Gast sein wollte! Bei ihm, Zachäus, dem gierigen Zöllner…

Es war Zachäus schnurzegal, wie albern sein zügiges Herunterwuseln von diesem Baum jetzt aussah, Jesus wollte in sein Haus kommen, in sein Haus, das er von mit zweifelhaften Methoden erwirtschaftetem Geld gebaut hatte. In der Menge wurde Ärger laut – wie konnte Jesus denn ausgerechnet bei diesem Halsabschneider essen wollen? Was bei Tisch gesprochen wurde, ist nicht überliefert, nur so viel: Zachäus war nach der Begegnung mit Jesus ein anderer Mensch. Er verteilte sein Geld an Bedürftige. Er sah sein Fehlverhalten ein und betrieb Wiedergutmachung. Zachäus hatte in Eigennutz investiert, Jesus zahlte Liebe und Verzeihen zurück. So geht Zahltag bei Jesus.

Christiane Beyer