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Alles liegt in Gottes Hand

Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollten das Böse nicht auch annehmen? (Hiob 2,10)

Neulich habe ich im Frauenkreis am Montag einen Vortrag über den Shintoismus in Japan gehalten. Das ist eine sehr alte Religion, entstanden aus den Riten um Saat und Ernte. So beschäftigt sich der Shinto besonders mit dem Diesseits und feiert die freudigen Ereignisse im Leben wie Neujahr, Geburt und Hochzeit. Die Schattenseiten des Daseins, der Tod und das Jenseits überlässt er dem neben ihm existierenden Buddhismus. Folgerichtig gehören sehr viele Menschen in Japan zugleich zwei Religionsgemeinschaften an. Das ist im Christentum kaum vorstellbar und auch nicht nötig. Denn im Christentum werden Leben und Tod, Diesseits und Jenseits in den Blick genommen, was wir besonders in den Evangelien nachlesen können.

Auch im hebräischen Teil der Bibel, sehr intensiv im Buch Hiob, wird Gottes Verantwortung von Leben und Tod der Menschen bedacht. Christen wenden sich mit ihrem Dank an Gott, wenn ihnen etwas Gutes geschehen ist, und bitten Gott um Hilfe und Trost, wenn sie schwere Zeiten durchleben. So nehmen sie das Glück nicht als selbstverständlich und das Unglück nicht als Abwesenheit Gottes hin. Heute ist vielen Menschen nicht mehr bewusst, das Gesundheit, Glück und gutes Leben nicht einfach selbstverständlich sind. Genauso sind Zeiten der Not, Krankheit, Unglück oder Tod auch keine Strafen Gottes oder Beweise seines Nichtvorhandenseins, wie es mancher Zeitgenosse formuliert.

Menschliches Leben ist vielseitig. Wir werden geboren und sterben, wir erleben großes oder kleines Glück und auch tragisches Unglück. Mal sind wir gesund, mal krank. Zunächst wachsen wir heran, doch irgendwann lässt unsere Lebenskraft nach. Und immer ist Gott uns nahe und alles liegt in Gottes Hand.

Hiob glaubte fest an Gottes Macht und Begleitung in seinem Leben. So schafft er es, auch sehr bittere Ereignisse zu überleben: zunächst den Verlust seines ganzen Besitzes, wie danach den Tod seiner Kinder und die eigene schwere Erkrankung. Obwohl seine Frau ihm riet, sich vom Glauben abzuwenden und an seiner Krankheit zu sterben, legte er sein Leben und seine Hoffnung in Gottes Hand. An Gottes Weisheit und Kraft zweifelte er nicht, gleichzeitig glaubte er nicht, dass Gott ihn straft. So wurde ihm klar: Gottes Wege sind uns Menschen oft unbegreiflich. Wir lernen von Gott ein Leben lang. Auch von Hiob können wir lernen. Die Dankbarkeit für erfahrenes Glück lehrt uns bitten, wenn wir Hilfe benötigen, und immer wieder darauf vertauen, das Gott bei uns ist.

Henny Dirks-Blatt