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Wer ist schon mühselig und beladen!

Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. (Matthäus 11,28)

Wer ist schon mühselig und beladen? Als derartig geplagt wird sich kaum jemand freiwillig zu erkennen geben. Höchstens beim Abendmahl folgt man diesen Worten ohne großes Zögern. Da kann man sich unauffällig in dem Zug der Vielen nach vorne bewegen.Eine gute Haltung nach außen zu zeigen, das gelingt hier in nahezu jeder seelischen Verfassung. Denn das Ganze ist meist von einer zurückhaltenden Ernsthaftigkeit geprägt. Wirklich mühselig und beladen zu sein ist wie ein Stigma in unserer Zeit. Die Koketterie mit der Mühsal eines übervollen Terminkalenders und mit den Plagen endloser Aufgabenlisten ist oft nur die notwendige Fassade einer starken und erfolgreichen Persönlichkeit.

Wer mühselig und beladen ist und diese Last nicht tragen kann, braucht viel Zeit. Er benötigt Unterstützung und Zuwendung. Er braucht Zeit und Raum, um Entlastung zu erfahren. Das ist für jeden eine Herausforderung, der seinen Terminkalender nur mit Mühen bewältigt. Darum wird es um Mühselige und Beladene so oft still und einsam. Auch für sie selbst ist es eine kaum zu bewältigende Last, sich die Not überhaupt einzugestehen. Denn sie müssen funktionieren. Sie stecken fest in dem Geflecht von Verantwortlichkeiten für Kinder, für den Job, für Eltern, Freunde und für den Verein.

Befreiung aus dieser Lage gibt es nur, wenn man dieser scheinbaren Lebensregel, Stärke zu zeigen, nicht weiter nachgibt. Erlösung gibt es nur, wenn ein wohltuendes Wort den harten Druck löst.

Die Einladung Jesu ist ein solches Wort, um loszulassen. Es lässt erfahren, dass wir nicht zusammenbrechen, wenn sich alles entspannt. Im Gegenteil – es schenkt wohltuende Ruhe, es belebt und erfrischt. Das kann in einem einzigen Moment geschehen, in den sich diese Erfahrung zusammenzieht, etwa wenn Brot und Wein den Gaumen erfüllen. Es kann sich fortsetzen in vielen Begegnungen mit Menschen, in denen wir Zeit füreinander neu entdecken.

Denn wer sich von diesem Wort Jesu im Innersten seines Herzens ansprechen lässt, der wird auch andere nicht mehr so leicht überfordern.

Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit.

Ullrich Müller