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Worte können Segen bringen

Vor einer Geburtstagsfeier überlegen wir oft tagelang, was wir einem anderen Menschen schenken können. Wir suchen nach einem Geschenk, das unser Gegenüber erfreut, das er gebrauchen kann und das ihm gut tut. Auch Formulierungen für schriftliche Glückwünsche wählen wir oft sehr genau aus. Manchmal benutzen wir dabei auch das Wort „Segen“. In einem Ständchen singen wir „Viel Glück und viel Segen“ und verpacken darin unsere Wünsche für unsere Freunde und Verwandte. Mit „Segen“ meinen wir meist etwas Umfassendes, etwas, das wir nicht selber kaufen oder herstellen können, sondern das wir von Gott erbitten.

Doch Segen ist nichts Abstraktes, das einfach vom Himmel fällt. Segen ist etwas, das ganz viel mit Beziehung zu tun hat. Wir erleben Segen in der Beziehung mit Gott und auch mit Menschen. Vor allem ist Segen ein Geschenk Gottes, das wir selbst weitergeben können. Segen ermöglicht uns Leben. Wer sich von Gott geschätzt fühlt, kann auch andere wertschätzen; wer selber gestärkt wurde durch Gottes Wort, kann auch seine Mitmenschen stärken; wer Wegweisung durch Gottes Gebote erfährt, kann auch anderen den Weg weisen.

Das klingt recht schwierig, lässt sich aber in unserem Alltag erleben. Denn jeder Satz, den wir zu einem anderen sagen, kann entweder falsch oder richtig sein, verletzend oder tröstlich, überflüssig oder notwendig. Mit unseren Worten, mit denen wir oftmals gedankenlos umgehen, können wir anderen wehtun oder sie aufbauen, wir können Ärger, Wut, Hass, Trauer bringen oder eben Segen. Tatsächlich: Mit dem, was wir sagen, können wir anderen Menschen Segen bringen, jede und jeder von uns kann das!

Wir spüren doch selbst, wie wichtig es ist, wenn andere Menschen ehrlich zu uns sind und uns die Wahrheit sagen. Wir merken, wie wohl es uns tut, wenn jemand es gut mit uns meint und freundlich zu uns spricht. Und wenn wir ehrlich sind, sind wir auch dankbar, wenn uns jemand Dinge sagt, die vielleicht im ersten Moment unangenehm sind, aber doch notwendig.

Es gibt eine Legende, dass der Philosoph Sokrates geraten hat, alles, was man sagen will, zunächst durch drei Siebe zu filtern: Ist es wahr, ist es gut, ist es notwendig, was ich erzählen will? Wir alle können einander Segen bringen! Dazu müssten wir nur öfter zunächst die drei Siebe benutzen, bevor wir unsere Gedanken andere hören lassen. Vielleicht ist das ja eine gute kleine Übung für unseren Alltag. Denn so können wir unseren Mitmenschen jeden Tag ganz praktisch etwas Schönes schenken und damit den Segen Gottes weitergeben.

Heike Remy