Wir müssen sprachfähiger werden

Seid allezeit bereit, Rede und Antwort zu stehen vor jedermann, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist. (1. Petrus 3,15)

Wer diese Worte aus dem ersten Brief des Apostels Petrus liest, wird wohl zuerst an den Worten „Rede und Antwort“ und „Rechenschaft“ hängen bleiben und sie mit den Veröffentlichungen der Missbrauchsstudie der Evangelischen Kirche in Deutschland verbinden. In ihr wird sehr klar die Schuld von Institution und Menschen der Kirche benannt. Die Betroffenen kommen deutlich zu Wort und es wird offenbar, wie groß das Versagen der Evangelischen Kirche ist. Weiterlesen

Lasst uns dankbar feiern!

Weil ihr nun Kinder seid, hat Gott den Geist seines Sohnes gesandt in unsre Herzen, der da ruft: Abba, lieber Vater! (Galater 4,6)

Liebe Geschwister, liebe Gratulantinnen und Gratulanten! Denn das ist ja klar: heute feiern wir nicht einfach Gottesdienst, sondern heute feiern wir Geburtstag im Gottesdienst. Drei Wochen lang haben wir uns dieses Jahr darauf vorbereitet, es ging so schnell wie selten – kaum war der erste Stollen probiert, die ersten Fenster geputzt und geschmückt, hatte man im Vorbeilaufen das ein oder andere Geschenk ergattert, da ist auch schon der 4. Advent und zeitgleich der 24. Dezember, Heiligabend – also alles auf den Punkt. Weiterlesen

Ein Kernsatz des Glaubens

Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat. (Römer 15,7)

„Was soll ich tun?“ So fragte einmal ein Mensch in großer Auflösung Jesus (Markus 10,17). „Was sollen wir tun?“ Das fragte mich einmal, vertrauensvoll, ein Ehepaar. Ich hatte die beiden getraut und die Kinder getauft. Es war eine schöne Hochzeit, mit vielen herzlichen und warmen Besonderheiten, mit Texten und Musik, die die Liebe betrafen. Jetzt war die Situation anders. Erkaltet. Was sollen wir tun? Weiterlesen

Weiße Westen, schwarze Schafe

Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder. (Matthäus 9,13)

Als es im Team der Krankenhausseelsorge hier am Universitätsklinikum vor ein paar Jahren darum ging, unsere Krippe noch ein wenig durch neue Figuren zu erweitern, da hat der katholische Kollege für einen Hütehund plädiert und ich für ein schwarzes Schaf. Ein bisschen grinsend habe ich angemerkt, dass ich sonst irgendwie keinen Platz an der Krippe hätte. Wir haben dann einen Hund gekauft und ein weißes Schaf durch die Krippenwerkstatt schwärzen lassen.

Und damit konnte ich gut leben; ja, ich habe sogar gedacht, vielleicht ist das ja auch so: weiß und damit unschuldig kommt man zur Welt, im Laufe des Lebens wird man dann dunkler, verliert man seine Unschuld, macht man Fehler, lädt man Schuld auf sich, bekommt die weiße Weste Flecken. Weiterlesen

Wegweiser durch den Advent

Frieden lasse ich euch. Meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht. (Johannes 14,27)

In diesem Jahr hat er schon früh begonnen, unser Weg durch den Advent, hin auf das Weihnachtsfest. Und wieder wird es ein anderer sein als erhofft. Wurden die vergangenen beiden Feste durch die Pandemie bestimmt, so sind es in diesem Jahr der Krieg in der Ukraine und die Energiekrise, die unsere Vorfreude trüben und uns Sorgen machen. Weiterlesen

Wunderbar tröstlich

Sind wir aber mit Christus gestorben, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden. (Römer 6,8)

Vor einiger Zeit erreichte mich ein Ultraschallbild über WhatsApp. Erkannt habe ich darauf mal überhaupt nichts. Drunter stand, mit einem lachenden Smiley, nur der schlichte Satz: Es kommt Arbeit auf Dich zu! Ich musste lächeln, weil das bisher die kürzeste Anfrage für eine Taufe war, die ich bekommen habe. Selbst mein Stiefsohn, der nicht einer der Redseligsten ist, hat mehr Worte gebraucht um mich zu fragen, ob ich meinen Enkel taufen würde. Weiterlesen

Beste Nachricht

Er hat den Schuldbrief getilgt, der mit seinen Forderungen gegen uns war, und hat ihn aufgehoben und an das Kreuz geheftet. (Kolosser 2,14)

Dass sie mir die Geschichte erzählt hat, ist schon lange her, das, worum es in der Geschichte geht, noch viel länger. Aber ich hatte mir vorgenommen, es nicht zu vergessen, und bis heute ist mir das auch, dreißig Jahre lang, gelungen. Ich war Pastorin im Hilfsdienst in Düsseldorf und war unter anderem für den Arbeitsbereich Geburtstagsbesuche verantwortlich, die habe auch brav gemacht. Das war sogar oft ganz schön.

Bei einem dieser Besuche kamen das Geburtstagskind und ich auf den Zweiten Weltkrieg zu sprechen. Sie erzählte ganz stolz von ihrem Vater und schüttelte zeitgleich den Kopf über dessen Zeitgenossen. Doch, man hätte manches von dem, was damals passierte, wissen können. Ihr Vater jedenfalls wusste manches und habe versucht Leid zu lindern und jüdischen Mitbürgern und Mitbürgerinnen zu helfen. Und dann erzählte sie, was für ein korrekter und liebenswerter Mensch ihr Vater war. Er hatte nämlich, und sie hatte es eben auch nicht vergessen, in seinem Testament festgelegt, dass alle, die ihm etwas schuldeten, im Falle seines Todes auf der Stelle schuldenfrei seien. Weiterlesen

Ostern heißt: den Neustart wagen

Noch mal von vorne beginnen, durchstreichen und vergessen können, was gewesen und schiefgelaufen ist. Manchmal wünscht Mensch sich nichts sehnlicher als das. Zum Beispiel dann, wenn eine Beziehung zu scheitern oder eine Freundschaft in die Brüche zu gehen droht. Wie schön wäre es, wenn wir in solchen Situationen einfach auf den Reset-Knopf drücken oder an der Stelle anknüpfen könnten, wo alles noch gut und schön war. Weiterlesen

Voller Trost und Zuversicht

Ich bin voller Zuversicht, wenn ich an euch denke; denn ich weiß: Wie ihr meine Leiden teilt, so habt ihr auch teil an dem Trost und der Ermutigung, die mir geschenkt werden. (2. Korinther 3,7)

Eine der Schwestern hatte mich zu ihr geschickt: „Du, kannst Du mal gucken? Frau X. hat heute eine nicht so gute Mitteilung erhalten. Sie liegt schon ewig in unterschiedlichen Krankenhäusern. Ich glaube, der geht es nicht so gut.“ Ich lasse mich gern schicken, die, die mich kennen, wissen das. Ich mache mich also auch noch am selben Tag auf den Weg. Schaue ins Zimmer, stelle mich vor und frage nach dem Wohlergehen der beiden Patientinnen, auf die ich treffe. Weiterlesen

Martin Luthers Vater unser-Lied

Sieben Jahre vor seinem Tod 1546 hat der Reformator Martin Luther ein Lied zum weltumspannenden Herren-Gebet Vater unser gedichtet und komponiert, das seinesgleichen sucht. Felix Mendelssohn Bartholdy ist von der Melodie und den Strophen so angetan gewesen, dass er Sonaten-Variationen für Orgel für jede einzelne der neun Strophen komponierte. Wer sich ernsthaft mit diesem wunderbaren Lied auseinandersetzen möchte, der schlage unser Evangelisches Gesangbuch EG 344 auf. Weiterlesen