Zwischen Kippa und Koran

Bewaffnet mit dem Koffer unseres Schulreferates, der mit Materialien zum Thema Judentum gefüllt ist, war ich neulich in der Schule unterwegs. Ich unterrichte Klassen der Höheren Handelsschule: Junge Männer und Frauen zwischen 16 und 22 Jahren muslimischen, christlichen und undefinierten Glaubens – „Halbstarke“ hätte mein Vater gesagt. Auch die Herkunft der jungen Leute ist breit gestreut: Afghanistan, Libanon, Kurdistan, Türkei, Polen, Kosovo, Kroatien, Slowenien, Nigeria… – und natürlich auch Deutschland sind nur einige der Länder, aus denen die Familien meiner Schülerinnen und Schüler stammen. Weiterlesen

Die Macht der Bilder

Künstler mussten sterben, weil sie mit spitzer Feder Karikaturen zeichneten und veröffentlichten. Entsetzen und Ratlosigkeit machen sich breit. Dann aber auch Trauer und Solidarität für die Ermordeten. Sie sind gestorben für die Werte der Demokratie, die da sind Meinungs-, Kunst- und Pressefreiheit, Menschenrechte und auch Religionsfreiheit. Gezielt haben diese von Hass und Gewalt geprägten Terroristen sich Künstler des Zeichenstiftes ausgesucht. Warum? Weil sie mit ihren Karikaturen der Gesellschaft den Spiegel vorhalten. Karikaturen sind Spottbilder und damit auch Nachdenkbilder. Weiterlesen

Schwarz-Weiß-Denken führt nicht weiter

Vielleicht werden die Mordanschläge auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Redaktion der der französischen Zeitschrift „Charlie Hebdo“ im Rückblick einen ähnlichen Wendepunkt im Verhältnis zwischen westlicher Welt und islamischer Welt darstellen wie seinerzeit die Terrorattacken auf die Türme des World Trade Center in New York am 11. September 2001. Damals, vor 14 Jahren, läuteten die Ereignisse den „Krieg gegen den Terror“ unter der Führung der USA ein, der sich vor allem gegen das Regime des Diktators Saddam Hussein im Irak richtete. Und neben den allgemein verschärften Sicherheitsmaßnahmen gerieten seither die Muslime weltweit unter den Generalverdacht, Befürworter des Terrorismus zu sein. Weiterlesen

Christliches Abendland?

1. Vielleicht geht es Ihnen wie mir: Ich bin bass erstaunt, wie viel zurzeit vom „Abendland“, ja vom „christlichen Abendland“ die Rede ist. Grund genug, ein wenig Spurensuche zu betreiben. Ich möchte damit zur Klärung für mich – und hoffentlich auch für Sie – beitragen.

2. Fangen wir beim Wort an. „Abendland“ ist das Pendant zum Morgenland. Wir befinden uns im Kirchenjahr noch in der Epiphanias-Zeit. Ihr Grundtext ist die Geschichte von den drei Weisen aus dem Morgenland. Weiterlesen