Mut zum Glauben

Martin Luther und wir. Wie steht es mit dieser Relation, dieser Beziehung? Haben wir eine historische Beziehung oder eine Glaubensbeziehung zum Reformator oder beides? Das ist meine Frage an uns im Gedenkjahr „500 Jahre Worms“.

Etwa 50 Jahre nach Worms, die Zeitspanne ist vergleichbar zwischen dem berufenen Paulus und den Evangelien von Lukas und Matthäus, hält der bedeutende Lutheraner Nikolaus Selnecker (1530-1592) in der Universität Leipzig Vorlesungen zum Thema „Vom Leben und Wandel des ehrwürdigen Herrn und teuren Mannes Gottes Doctor Martini Lutheri“. Weiterlesen

Ein (fast) vergessenes Jubiläum

Den 500. Jahrestag des Wittenberger Thesenanschlags hat die Evangelische Kirche 2017 groß begangen. Gefeiert wurde ein theologischer Durchbruch, auch wenn fraglich bleibt, ob Luther wirklich den Hammer geschwungen hat und immer mehr dafür spricht, dass der „Durchbruch“ geistesgeschichtliche Grundlagen hat, die weit ins Mittelalter zurückreichen und zeigen, wie sehr der Reformator diesen Gedanken verbunden geblieben ist. Nun gibt es wieder etwas zu feiern – und keiner geht hin. Und das liegt denkwürdiger Weise nicht nur an Corona. Weiterlesen

Der Apostel Paulus war ein Körnerpicker wie wir alle

„Der Apostel Paulus war ein Körnerpicker wie wir alle“ – was soll das heißen? Ein einziges Mal wird Paulus im Neuen Testament so genannt, „Körnerpicker“, griechisch spermológos. Das berichtet oder denkt sich der Evangelist Lukas, des Apostels erster Biograph, aus und erzählt lebendig davon in seiner Apostelgeschichte, im Kapitel 17. Davon will ich jetzt berichten, so kurz es geht.

Als der Apostel Paulus in die berühmte Stadt Athen gekommen war, um hier Jesus Christus zu verkündigen und wo sein missionarischer Erfolg fast gleich Null gewesen ist, versäumte Lukas die Gelegenheit nicht, die Kenntnisse des Apostels in der jüdischen und hellenistischen Tradition auf diesem besonderen Terrain auszubreiten. Und der Evangelist weiß, warum! Auf der Agorá, dem Forum, dem Markt Athens, stellten weise Häupter wie Sokrates und andere ihre philosophischen Fragen und versuchten die Bürger zum Nachdenken zu bringen. Weiterlesen

Blume der Liebe

Die Rose ist die Blume der Liebe. Sie verströmt einen wunderbaren Duft. In vielen Schichten und Blütenblättern entfaltet sie sich. Zu jeder Zeit ist sie schön. Liebende verschenken eine noch geschlossene dunkelrote Rose an die Liebste als Liebeserklärung. In freudiger Hoffnung erwarten die Liebenden, dass sich ihre Liebe entfaltet und verströmt wie die Rose. Am Totensonntag werden weiße Rosen auf die Gräber geliebter Angehöriger gelegt als Zeichen der Liebe, die stärker ist als der Tod. Die Farbe Weiß weist auf Jesus Christus hin, der alles neu macht. Weiterlesen

Gott sei Dank!

„Ich muss noch kurz die Welt retten“, klang es vor einigen Jahren regelmäßig aus dem Radio. An guten Vorsätzen kann es nicht genug geben in dieser Welt. Am Erntedanktag schon einmal gar nicht. Denn gerade heute denken und besinnen wir uns schließlich auf das, wofür wir dankbar sein können im Leben. Und als Zeichen tragen wir immer noch, wie schon seit ewigen Zeiten, Früchte des Feldes in die Kirchen. Auch wenn die Wenigsten von uns heute in irgendeiner Weise zum Wachsen und Ernten beigetragen haben. Weiterlesen

Symphonie und Chor im Neuen Testament

„Ich will mich auf den Weg machen und heimkehren zu meinem Vater: denn ich habe Unrecht getan, Vater, gegen den Himmel und vor deinem Angesicht und ich verdiene nicht mehr, dass du mich Sohn nennst. Lass mich Tagelöhner bei dir sein. Und er kehrte nach Hause zurück, und der Vater sah ihn von weitem, wie er näherkam, und sein Herz zog sich zusammen, er lief, so schnell er konnte, winkte dabei, fiel dem Sohn um den Hals, küsste ihn und hatte ihn lieb. Weiterlesen

Hat Jesus gelacht?

Die großen Feste des Kirchenjahres liegen hinter uns. Zu Pfingsten lacht Jesus vom Himmel herab und freut sich seiner Schar, die mit großer Freude nach Jerusalem zurückgekehrt war (Lukas 24,52). Das behaupte ich einfach so. Vielleicht tut uns das auch uns in unseren schweren Zeiten gut?!

Die Frage: „Hat Jesus gelacht?“ ist alt und immer neu. Heiterkeit, Freude, Humor, Lachen zeichnen uns Menschen aus. Aristoteles: Von den Lebewesen lacht allein der Mensch. Rund 2500 Jahre später bestimmt Papst Johannes XXIII. den christlichen Glauben einfach so: er ist heitere Gelassenheit und Hingabe an Gott. Weiterlesen

Sabbat oder Sonntag?

Wie verbringen Sie Ihren freien Tag in der Woche, den Sonntag? Wahrscheinlich haben Sie auch – wie wir fast alle – Mosaikstücke des jüdischen Sabbats und des christlichen Sonntags. Fangen wir mit den Bibeltexten an:

2. Mose 20,8ff: „Gedenke des Sabbattages, dass du ihn heiligst. Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun. Aber am siebenten Tag ist der Sabbat des Herrn, deines Gottes. Da sollst du keine Arbeit tun, auch nicht dein Sohn, deine Tochter, dein Knecht, deine Magd, dein Vieh, auch nicht dein Fremdling, der in deiner Stadt lebt. Denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles was darinnen ist und ruhte am siebenten Tage. Darum segnete der Herr den Sabbattag und heiligte ihn.“ Weiterlesen

Luther (1524) und Bach (1724)

Es war ein wunderlicher Krieg, da Tod und Leben ´rungen; das Leben behielt den Sieg, es hat den Tod verschlungen… (Martin Luther: Christ lag in Todebanden, EG 101, Strophe 4)

Bachs gesamtes Schaffen ruht auf dem Fundament der Reformation. Ohne Luther ist Bach nicht vorstellbar. Bachs Kirchenmusik basiert ganz entscheidend auf dem evangelischen Choral Luthers. Dieser ist einer der wesentlichsten Schöpfungen des Reformators und die Jahre 1523 und 1524 – so kann man in unserem Evangelischen Gesangbuch, auf Seite 1567, lesen und dann mit Mühe und Freude die Lieder aufschlagen – sind die kreativsten Jahre seiner Liedschöpfungen.

Aber nicht nur das Material nahm Bach aus dem Erbe der Reformation, sondern er verarbeitete und gestaltete es in ihrem Geiste. Wenn Luthers Worte und die Worte der Lutherbibel und Bachs Töne sich zu einer Einheit verbinden, dann erfährt man den Reichtum und die Größe Luthers und Bachs. Weiterlesen

In Gottes Arme fallen | In Zeiten von Corona #14

Wo ist jemand, wenn er fällt, der nicht gern wieder aufstünde? Wo ist jemand, wenn er irregeht, der nicht gern wieder zurechtkäme? (Jeremia 8,4) – Jesus spricht: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen. (Johannes 6,37) | Herrnhuter Tageslosung für den 30. März 2020

Menschliches Leben ist geprägt von Bewegung. Beweglichkeit ist von Anfang an gefragt. Mit Ungeduld erwarten Eltern die ersten Schritte ihrer Kinder; auf eigenen Füßen zu stehen, ist das Ziel heutiger Erziehung. Beweglichkeit – Mobilität und Flexibilität – sind hohe Werte unserer Gesellschaft. Wer nicht in Bewegung bleibt, kann nicht mehr mithalten. Die Angst davor sitzt bei vielen Menschen tief. Das Gehen prägt also unser Leben. Aber zum Gehen gehört immer auch das Fallen. Darüber redet unsere Tageslosung.

Beim Kleinkind, das auf seinen Windelpopo fällt, finden wir das drollig. Kommen Erwachsene an den unterschiedlichsten Herausforderungen des Lebens zu Fall und bleiben auf der Strecke, ist das eine Tragödie : die falsche Berufsentscheidung, die jeden Arbeitstag sich anfühlen lässt wie eine Falle, der Hochmut, der vor dem Fall kommt und zu einem einsamen Menschen macht, die Sucht, die in kürzester Zeit einen Menschen fällen kann wie einen Baum. Weiterlesen