Das Wort vom Kreuz

Gott, sammle du meine Tränen in deinen Krug. (Psalm 56,9)

Am Sterben Jesu gibt es nichts schönzureden. Es war ein grausames Sterben, auch wenn Hinrichtungen zur Zeit Jesu so üblich waren.

Schönzureden gibt es dabei nichts. Weil jede und jeder von uns ahnt, dass die Erfahrung des Endes, das damals gewesen ist, genau die Erfahrung ist, die wir heute im Leben auch machen. Es gibt diese Momente, an denen einfach etwas zu Ende ist. Und zwar erst einmal ohne Licht am Ende des Tunnels, ohne Silberstreif am Horizont, ohne Hoffnung. Es sind in diesen Tagen die Kriege dieser Welt, die uns genau in diese Szene setzen. Bei denen wir hilflos mit ansehen müssen, wie das, was da passiert, uns den Boden unter den Füßen wegzieht. Weiterlesen

Herausforderung angenommen

Als Jesus das gesagt hatte, war er im Innersten tief erschüttert. Er erklärte ihnen: „Amen, amen, das sage ich euch: Einer von euch wird mich verraten.“ Da sahen sich die Jünger ratlos an und fragten sich: „Von wem spricht er?“ Einer von seinen Jüngern, den Jesus besonders liebte, lag bei Tisch an der Seite von Jesus. (Johannes 13,21-23)

„Möchtest du auch was von dem Schnaps?“ – „Nein, danke. Das schmeckt mir einfach nicht.“ – „Ach komm! Sei kein Spielverderber! Alle trinken einen mit!“ – „Na gut…“ Kennen Sie solche Situation auch? Versuchungen, die an uns herangetragen werden. Nicht unbedingt immer wie in diesem Beispiel, aber doch sind sie da. Und für jeden bedeuten sie etwas anderes. Wenn wir Versuchungen nachgeben, dann hat das auch häufig unterschiedliche Gründe. Beispielsweise der Druck einer Gruppe oder die eigene Lust, eine Grenze zu überschreiten. Wir wägen die Konsequenzen ab und wagen dann den Schritt. Weiterlesen

Verräter!

Als Jesus das gesagt hatte, wurde er erregt im Geist und bezeugte und sprach: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch wird mich verraten. (Johannes 13,21)

Als die Welt noch in Ordnung war, man noch ins Stadion durfte, dicht an dicht dort stand; als Schalke gegen Bayern spielte und Manuel Neuer das Spielfeld betrat, da wurden die Menschen in der Nordkurve unruhiger als sie eh schon waren, man hörte lautes Pfeifen, Buh-Rufe und zwei Kinder schrien immer wieder „Judas“.

Frank stand auch da. Wie ich ihn kenne – na, eigentlich kenne ich ihn so nicht, wir haben erst einmal gemeinsam dort gestanden und da hat meine Anwesenheit ihn sicher stark gebremst. Also wie ich es mir aus Erzählungen zusammenreime, schreit und pfeift auch mein Mann, weil er schon befürchtet, dass die Bayern seine Schalker Jungs gleich schlagen, aber: er ist auch irritiert. Die Judas-Rufe lassen ihn aufhorchen und, wie er mir abends beim Heimkommen berichtet, auch nachfragen. Zwei Kinder, die „Judas“ rufen, wissen die, was sie da tun? Er fragt also: „Warum schreit ihr Judas?“ und prompt wird ihm geantwortet: „Der hat uns verraten!“ Weiterlesen

Gottes Angebot ist inklusiv! | In Zeiten von Corona #15

Jene, die fern sind, werden kommen und am Tempel des Herrn bauen. (Sacharja 6,15) – Durch Jesus Christus werdet auch ihr mit erbaut zu einer Wohnung Gottes im Geist. (Epheser 2,22) | Herrnhuter Tageslosung für den 31. März 2020

Wenn die Ressourcen knapp werden, für wen lohnt sich dann noch der Einsatz? In Zeiten des Mitgliederschwunds und der wegbrechenden Kirchensteuermittel ruft unsere Kirche eine „Zeit fürs Wesentliche“ aus. Nützlich auch, um Nachwuchs fürs Pfarramt anzuwerben, denn die Generation Y verlangt neben Leistung und Sinn auch nach Spaß und Selbstverwirklichung. Da macht es sich gut, den verlangten Arbeitsaufwand für Pfarrer*innen auf 41 Wochenstunden begrenzen zu können. Nahe liegt es dann, die Kräfte zuerst einmal für die zu verwenden, die dazugehören. 41 Wochenstunden Pfarrdienst sind schnell verbraucht für die pastoralen Basics zur Versorgung der Kerngemeinde – und die Frage unserer Tageslosung nach denen, die ferne sind, wird virulent. Weiterlesen

Zur Familie Gottes gehören | In Zeiten von Corona #12

Der Herr hat Gefallen an denen, die ihn fürchten, die auf seine Güte hoffen. (Psalm 147,11) – Jesus spricht: Wer Gottes Willen tut, der ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter. (Markus 3,35) | Herrnhuter Tageslosung für den 28. März 2020

„Liebe das Mutterherz, solange es noch schlägt, ist es gebrochen, so ist es zu spät“ – das stand auf einem Holzbildchen in der Küche meines Elternhauses. Kitschiges Naturmotiv mit Grabhügel, Urlaubsmitbringsel aus Österreich – und für mich Quelle so mancher Not.

Du brichst deiner Mutter das Herz, wenn du… – wie oft hatte ich das gehört. Wenn ich als kleines Mädchen zu anderen Kindern nach Hause zum Spielen gehen wollte, aber meine ängstliche Mutter vor Sorge fast starb, ob ich den Weg dahin überleben würde , oder wenn ich als Jugendliche in die Disko wollte und meine Mutter Panik hatte vor Drogenhändlern, die mich anfixen würden oder wenn es keine Eins geworden war in der Klassenarbeit – immer hatte ich meine Mutter fast auf dem Gewissen. Ihren Stress betäubte sie mit Tavor, und ich war schuld, dass es ihr so schlecht ging. Das wirst du noch bereuen – meinte meine Oma, die bei uns wohnte – und zeigte auf das Holzbildchen in der Küche. Weiterlesen