Ein Kernsatz des Glaubens

Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat. (Römer 15,7)

„Was soll ich tun?“ So fragte einmal ein Mensch in großer Auflösung Jesus (Markus 10,17). „Was sollen wir tun?“ Das fragte mich einmal, vertrauensvoll, ein Ehepaar. Ich hatte die beiden getraut und die Kinder getauft. Es war eine schöne Hochzeit, mit vielen herzlichen und warmen Besonderheiten, mit Texten und Musik, die die Liebe betrafen. Jetzt war die Situation anders. Erkaltet. Was sollen wir tun? Weiterlesen

Lebendiges Wasser

Seit ich etwas gelesen habe über „Bäche, Teiche und Mühlen in Steele und Königssteele“, gehe ich mit anderen Augen durch unseren Stadtteil. Wir sehen die Bäche unter uns, wenn mal ein Kanal repariert werden muss. Das kommt in letzter Zeit wieder öfter vor, oder kommt mir das nur so vor?

Es ist jedenfalls längst nicht nur Abwasser und Grubenwasser, das da unter unseren Straßen und Häusern fließt. Wenn die Bagger den Boden öffnen, kommt auch ihr Wasser zum Vorschein: Isinger, Eickenscheidter und Grendbach. Diese Bachläufe sind unter der Erde etwas in Vergessenheit geraten. Das Geschichtsmagazin „Stela Historica“ des Steeler Archivs hat sie mir ins Bewusstsein gehoben. Weiterlesen

Auch im Feind den Menschen erkennen

Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters im Himmel werdet. (Matthäus 5,44-45)

Feinde? Welche Feinde? Ich habe keine Feinde, außer vielleicht den blöden Putin oder den dummen Trump. Nein, ich hasse auch niemanden, ich kann nur bestimmte Leute nicht leiden, weil sie so… (zutreffendes bitte einsetzen). Wieso redest du dann so schlecht über den Nachbarn von unten? Oder regst dich auf über die Kollegin, die dem Chef deine gute Idee als ihre verkauft hat? Oder redest dich in Wut über die blöden Klimakleber, die nichts als Unannehmlichkeiten für Autofahrer bringen? Wieso beschimpfe ich den Fernseher, wenn bestimmte Politiker dort auftauchen und Angst gegen „die Anderen da“ schüren? Man, wie ich diese Rechten hasse! Weiterlesen

Gottes Geist mitten unter uns

Gottes Geist mitten unter uns – das ist ein einziges Geben und Nehmen aus Gottes Hand! Er schenkt uns Lebensräume: in seiner Liebe, seiner Nähe, seiner Fürsorge. Damit wir uns bei ihm bergen können wie ein Vogel unter Flügeln der Mutter. Unterschlüpfen können, wie unter eine warme Decke kriechen, wenn es draußen mal wieder blitzt und donnert.

Manchmal braucht es solche Momente des Geborgenseins, des Behütetseins, des Kraft Tankens, des Hoffnung Schöpfens. Denn es stürmt manchmal doch sehr: in der großen und weiten Welt, aber eben auch in meinem ganz persönlichen Erleben. Weiterlesen

Weiße Westen, schwarze Schafe

Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder. (Matthäus 9,13)

Als es im Team der Krankenhausseelsorge hier am Universitätsklinikum vor ein paar Jahren darum ging, unsere Krippe noch ein wenig durch neue Figuren zu erweitern, da hat der katholische Kollege für einen Hütehund plädiert und ich für ein schwarzes Schaf. Ein bisschen grinsend habe ich angemerkt, dass ich sonst irgendwie keinen Platz an der Krippe hätte. Wir haben dann einen Hund gekauft und ein weißes Schaf durch die Krippenwerkstatt schwärzen lassen.

Und damit konnte ich gut leben; ja, ich habe sogar gedacht, vielleicht ist das ja auch so: weiß und damit unschuldig kommt man zur Welt, im Laufe des Lebens wird man dann dunkler, verliert man seine Unschuld, macht man Fehler, lädt man Schuld auf sich, bekommt die weiße Weste Flecken. Weiterlesen

Alles Ding währt seine Zeit, Gottes Lieb in Ewigkeit

Wir kennen Paul Gerhardt (1607-1676) nur mit dem abgekürzten Vornamen Paul. Sein Taufname ist aber Paulus Gerhardt. Er selbst hat sich Zeit seines Lebens nie anders genannt. Die Tradition hat ihn gleichsam umgetauft. Das ist für unsere Ohren sehr ungewöhnlich zu hören und zu verwenden.

Der Paulus des 17. Jahrhunderts gibt mit seinem unerhörten christlichen Gefühlshintergrund in seinen fast unendlich vielen schönen Liedern das, was der Paulus des 1. Jahrhunderts besaß, aber so nicht zum Ausdruck bringen konnte und wollte. Weiterlesen

Gott gibt’s nur im Gesamtpaket

Von der Dynamik her erleben wir an unseren kirchlichen Feiertagen gerade die absoluten Gegensätze: Wir kommen von tiefsten Tiefen am Karfreitag – dem Erinnern von Schmerz, Leid und Tod – in die schwindelnden Höhen der Ostertage – voller Freude, voller Leben, voller Wunder. Für mich liegt in dieser dynamischen Spannung auch die Spannung, die uns in Jesus selbst begegnet: wahrer Gott und wahrer Mensch – so haben die alten Kirchenväter seine zweierlei Gestalt beschrieben. Weiterlesen

Die Liebe hat das letzte Wort

Sei mir ein starker Fels und eine Burg, dass du mir helfest! (Psalm 71,3)

Nun dürfen wir also wieder in diese Tage gehen wie früher – vor der Pandemie. Voller Erwartung und Vorfreude auf das Fest. Drei lange Jahre mit vielen Verunsicherungen, Sorgen und Entbehrungen liegen hinter uns. Mit welchen Gedanken werden wir uns in diesem Jahr an die Szene unter dem Kreuz erinnern?

Ob uns im Angesicht des Leidens und Sterbens Jesu eigenes Leiden oder das geliebter Menschen wieder in den Sinn kommen? Oder sind die erschütternden Bilder und Nachrichten über die Virusopfer schon längst wieder anderen Schreckensnachrichten gewichen, die danach kamen, allen voran der Kriegsbeginn in der Ukraine vor über einem Jahr? Wie können wir damit umgehen – mit diesen und immer neuen Bildern? Weiterlesen

An diesen Gott will ich glauben!

Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen. (Offenbarung 21,4)

Ein Krug voller Tränen, vergossen von Frauen, die um Jesus klagten und weinten – auf seinem Weg zum Kreuz. Ich sehe sie vor mir, die Tränen der Töchter Jerusalems. So viele Hoffnungen haben sie auf ihn, Jesus, gesetzt – und jetzt scheint alles aus und vorbei zu sein. Ihre ganze Traurigkeit lassen sie heraus – sie klagen laut und weinen. Ihre Tränen verbinden uns über die Jahrtausende hinweg.

Tränen haben so viele Gesichter: Die junge Frau weint, aus Angst, ihren Job zu verlieren. Der alte Mann weint um seine Frau, die nach über 60 Jahren Ehe gestorben ist. Manch einer weint sich jeden Abend in den Schlaf, weil es so sehr schmerzt, dass der Partner, die Partnerin nicht mehr da ist. Weiterlesen

Kirche im Bau

Fast vier Jahre ist es her, dass die Kirche Notre Dame in Paris in Flammen stand. Damals waren wir gerade in Süddeutschland unterwegs, hatten kurz vorher das Straßburger Münster besucht und am selben Tag noch das Freiburger, da kam die Nachricht im Radio. Abends sahen wir dann die Bilder vom Brand im Fernsehen.

Nun waren wir selbst in Paris und sahen Notre Dame wie auf dem Foto: die Kirche ist im Bau. Mit einer großen finanziellen und organisatorischen Anstrengung soll sie bis 2024 wiederaufgebaut sein. Im Moment aber können weder Gottesdienste noch Besichtigungen stattfinden. Weiterlesen