Aufbruch

Irgendwie war alles so ganz anders gekommen als er es sich vorgestellt hatte. Ihm war kalt, der Wind blies jetzt schon deutlich heftiger, die Temperaturen sanken täglich und näherten sich der Frostgrenze. Wenn das so weiterging, würde er sich eine andere Bleibe suchen müssen. Sein dünnes Zelt am Kanal konnte ihn nicht mehr schützen.

Eine Münze fiel in die Konservendose, die vor ihm stand. Ein mitleidiger Blick streifte ihn. Er zog die Decke enger um seine Schultern als ihn die nächste Windböe erfasste. Was war nur aus seinem Leben, was war aus ihm und seinen Träumen geworden. Er saß als Bettler in der Stadt, die ihm damals als El Dorado der grenzenlosen Möglichkeiten erschienen war. Konnte er noch tiefer sinken? Weiterlesen

Wir müssen sprachfähiger werden

Seid allezeit bereit, Rede und Antwort zu stehen vor jedermann, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist. (1. Petrus 3,15)

Wer diese Worte aus dem ersten Brief des Apostels Petrus liest, wird wohl zuerst an den Worten „Rede und Antwort“ und „Rechenschaft“ hängen bleiben und sie mit den Veröffentlichungen der Missbrauchsstudie der Evangelischen Kirche in Deutschland verbinden. In ihr wird sehr klar die Schuld von Institution und Menschen der Kirche benannt. Die Betroffenen kommen deutlich zu Wort und es wird offenbar, wie groß das Versagen der Evangelischen Kirche ist. Weiterlesen

Jahreslosung #4: Lasst uns damit anfangen!

Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe. (1. Korinther 16,14)

Die Jahreslosung ist für mich ein Bibelwort, an dem wir uns immer wieder orientieren sollen und das wie ein roter Faden für das Jahr ist. Die Losung soll uns helfen, soll uns stärken, uns unterstützen – bei all dem, was im Jahr auf uns zukommt. Sie soll dem Jahr eine Richtung weisen.

„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe“ – da höre ich einen enorm hohen Anspruch und denke: wie schön wäre es, wenn wir das schaffen könnten, wenn wir schon auf diesem Weg wären, wenn Menschen so miteinander umgehen würden. Doch die Realität sieht leider an vielen Punkten anders aus. Weiterlesen

Jahreslosung #2: Hand aufs Herz

Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe. (1. Korinther 16,14)

Hat Gott Dinge Ihres Lebens zum Guten gewendet? Oder hat er Sie enttäuscht? Wir können ehrlicherweise nur das von Gott sagen, was wir in unserem eigenen Leben erfahren haben. Viele sehen die Geschicke der Welt in schlechten Händen: Die Kriege, die Gewalt, die Armut, das Kindersterben, die Arbeitslosigkeit, die Gier der Reichen, die Zerstörung der Natur, die Verletzung der Menschenrechte…

Manche machen Gott dafür verantwortlich. Sie sagen, es stehe nicht gut um diese Welt. Sie glauben nicht an eine positive Entwicklung der Menschheitsgeschichte, und schon gar nicht an einen Gott, der alle Dinge zum Guten lenkt. Sie sagen manchmal: Wie kann Gott das alles zulassen? Wie ist das zu begreifen? Weiterlesen

Ein Kernsatz des Glaubens

Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat. (Römer 15,7)

„Was soll ich tun?“ So fragte einmal ein Mensch in großer Auflösung Jesus (Markus 10,17). „Was sollen wir tun?“ Das fragte mich einmal, vertrauensvoll, ein Ehepaar. Ich hatte die beiden getraut und die Kinder getauft. Es war eine schöne Hochzeit, mit vielen herzlichen und warmen Besonderheiten, mit Texten und Musik, die die Liebe betrafen. Jetzt war die Situation anders. Erkaltet. Was sollen wir tun? Weiterlesen

Gott begegnet uns im Leben

Groß und wunderbar sind deine Taten, Herr und Gott, du Herrscher über die ganze Schöpfung. (Offenbarung 15,3)

Da sitze ich in einem kleinen Motorboot zusammen mit meiner Frau Franziska und meiner Tochter Jorah und fahre durch das Donaudelta in Rumänien. Zusammen mit weiteren sieben Rumänen und Rumäninnen sind wir auf der Suche nach den großen Schwärmen an Pelikanen, die es hier geben soll. Doch bis jetzt ist von ihnen nichts zu sehen.

Langsam tuckert das kleine Boot um eine Biegung des Seitenarmes und auf einmal erstreckt sich vor uns eine weite Wasserfläche. Und darauf hunderte Pelikane, soweit das Auge reicht. Dieser Blick in die tiefste Natur, weit weg von Städten und Straßen, ein Ort voll Geborgenheit, wäre schon Anlass genug, darüber eine Andacht zu schreiben. Weiterlesen

Wir müssen über Gott reden

Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben? So lautet die erste Frage des Heidelberger Katechismus. Generationen von Konfirmandinnen und Konfirmanden haben diese Frage und vor allem die dazugehörige Antwort aus dem Katechismus auswendig gelernt. In Fragen und Antworten entfaltet der Katechismus seit dem 16. Jahrhundert die wesentlichen Inhalte des Glaubens in einer Sprache, die damals (im 16. Jahrhundert) sehr modern und verständlich war – heute würden wir sagen: niedrigschwellig.

Fünfhundert Jahre später klappt das mit dem Niedrigschwelligen nicht mehr. Martin Luthers Katechismus und eben der Heidelberger Katechismus haben ihre Kraft und Klarheit verloren – einfach dadurch, dass die Zeit über sie hinweggegangen ist und unsere Sprache sich vollkommen verändert hat. Die Erklärungen, die damals so verständlich waren – die brauchen heute selbst lange Erklärungen. Weiterlesen

Raum für Hoffnung #1: Drinnen

So brachten die Priester die Lade des Bundes des HERRN an ihren Platz in den innersten Raum des Hauses, in das Allerheiligste, unter die Flügel der Cherubim. (1. Könige 8,6)

Was steckt drin in unseren Tempeln, in unseren Kirchen, unseren „Heiligen Räumen“? Was erwartet uns, wenn wir eintreten, Israel und uns? Das Zelt mit dem Kasten mit den Zehn Geboten, das Salomo in einer Prozession hineinbringen lässt: Es ist Israel in der Wüstenzeit vorangegangen – und auch zu Davids Zeiten noch immer wieder hervorgeholt worden. Es enthält die Gebote als Gottes Bedingung seines Bundes mit dem Volk. Wir halten uns daran, sagt Israel, du bist unser Gott, einer. Und dann alle die großen Worte, die ewigen Wahrheiten: Du mordest nicht. Du stiehlst nicht. Du redest kein falsches Zeugnis! Das gefällt mir!

Das war das eine, das andere aber an dieser Kiste war: Gott mit uns, voran im Kampf, die Bundeslade in den Kriegen des Volkes zur Wüstenzeit und auch noch im Land gegen die Philister vorneweg. Gott ist bei uns, damit wir die anderen besiegen. Das gefällt mir gar nicht! Weiterlesen

Menschliche Geschwisterlichkeit – zwei Friedensprojekte der Religionen

In welchen unfriedlichen Zeiten müssen wir leben? Wer hätte das gedacht! „Antisemitismus und Islamophobie nehmen zu. Aber sie führen in die Irre, weil sie Hass schüren und potenziell in Gewalt münden. Der einzig zukunftsfähige Weg für ein friedliches Zusammenleben ist der Wert der Toleranz und des Dialogs. Das ist kein Verwischen der Unterschiede der Religionen, sondern es ist der Umgang mit diesen Unterschieden, der von Respekt und Wertschätzung geprägt ist“ (Landesbischof Prof. Dr. Bedford-Strohm, früherer Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland).

Zwei Friedensprojekte in Berlin und im fernen Abu Dhabi bemühen sich in dieser angezeigten Richtung. Ein prominenter afrobritischer Architekt baut das Abrahamic Family House, ein Berliner Architektenbüro das House of One. Die Initiative für das Projekt in Abu Dhabi geht auf Papst Franziskus zurück, die Berliner auf den evangelischen Pfarrer Gregor Hohberg. Wir wünschen ihnen sicher alle einen guten Erfolg. Wie schaut´s im Einzelnen aus? Weiterlesen

Friedensgruß zum Arche Noah-Fest

Der Krieg in der Ukraine ist schrecklich – und er ist gleichzeitig nicht der einzige Krieg in der Welt. Er hat die Berichte über die anderen Kriege weitgehend verdrängt, weil er in Europa stattfindet. Nur wenige Flugstunden von hier. Die Bilder zerbombter Häuser, zerstörten Lebens und flüchtender Menschen machen mich oft sprachlos.
Angesichts dieser Gewalt erscheint mir persönlich in diesem Jahr unser Arche Noah-Fest so wichtig wie nie: ein Fest, das die Verständigung und das Miteinander verschiedener Religionen und Kulturen feiert! Weiterlesen