Zur Familie Gottes gehören | In Zeiten von Corona #12

Der Herr hat Gefallen an denen, die ihn fürchten, die auf seine Güte hoffen. (Psalm 147,11) – Jesus spricht: Wer Gottes Willen tut, der ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter. (Markus 3,35) | Herrnhuter Tageslosung für den 28. März 2020

„Liebe das Mutterherz, solange es noch schlägt, ist es gebrochen, so ist es zu spät“ – das stand auf einem Holzbildchen in der Küche meines Elternhauses. Kitschiges Naturmotiv mit Grabhügel, Urlaubsmitbringsel aus Österreich – und für mich Quelle so mancher Not.

Du brichst deiner Mutter das Herz, wenn du… – wie oft hatte ich das gehört. Wenn ich als kleines Mädchen zu anderen Kindern nach Hause zum Spielen gehen wollte, aber meine ängstliche Mutter vor Sorge fast starb, ob ich den Weg dahin überleben würde , oder wenn ich als Jugendliche in die Disko wollte und meine Mutter Panik hatte vor Drogenhändlern, die mich anfixen würden oder wenn es keine Eins geworden war in der Klassenarbeit – immer hatte ich meine Mutter fast auf dem Gewissen. Ihren Stress betäubte sie mit Tavor, und ich war schuld, dass es ihr so schlecht ging. Das wirst du noch bereuen – meinte meine Oma, die bei uns wohnte – und zeigte auf das Holzbildchen in der Küche. Weiterlesen

Hoffnung oder Erwartung?

Worauf hoffen die Menschen? Das kommt darauf an, in welchen Situation sich die Menschen befinden. Denn die Hoffnung braucht einen Anlass. Normalerweise jedenfalls. Wer krank ist, hofft auf Besserung. Wer in zwei Schulfächern auf der Kippe steht, hofft auf die Versetzung. Wer eine neue Arbeitsstelle antritt, hofft auf Erfolg. Und so weiter. Der Alltag, denke ich, ist voller Hoffnungen.

Und alle sind in die Zukunft gerichtet. Und alle hoffen auf Änderung. Und alle hoffen auf eine positive Entwicklung, zuerst einmal für den Hoffenden selbst. Weiterlesen

Im Fluss der Zeit

Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit. (Hebräer 13,8)

Die Zeit rast – schon haben wir wieder Februar. Wir haben geradezu das Gefühl, die Zeit verrinnt uns einfach so zwischen den Fingern.

Und doch: unsere Uhren lügen. Es ist unser Leben, das die Zeit letztlich prägt und mit Bedeutung füllt und die Zeit relativiert. Es gibt Momente im Leben, wo die Zeit geradezu still zu stehen scheint – wenn auch nur für einen kurzen Augenblick – vollkommene Glücksmomente, die uns fast aus der Zeit heraus zu nehmen scheinen. Denn die Uhren des Herzens gehen anders als die Uhren der Physiker. Weiterlesen

Wer hofft, lebt anders

Der Gott der Hoffnung aber erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben, dass ihr immer reicher werdet an Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes. (Römer 15,13)

Unter welchem Stern dieses Jahr 2020 wohl steht? Viele sind skeptisch. Zu viele Bilder von der Klimakrise, eine Menschheitsherausforderung für dieses Jahrhundert, Bilder des sich ausbreitende Antisemitismus in unserem Land, ein Symptom, dass die Gesellschaft gewalttätig und intolerant wird, Ressentiments und Hetze der AfD gegen Migranten, Hass und Morddrohungen in den sozialen Medien, das sind Bilder aus dem letzten Jahr, die in unseren Köpfen herum geistern. Sie spiegeln eine gesellschaftliche, politische und globale Verunsicherung, die auch in Kirchengemeinden spürbar ist.

Diesem Krisenszenario kann für das neue Jahr und auch Jahrzehnt die Hoffnung als gemeinsame Zukunftsperspektive entgegengestellt werden. Denn wer Hoffnung hat, kann das Leben leichter meistern. Hoffnung vermag Menschen eine unglaubliche Energie zu verleihen. Weiterlesen

Bereitet dem Herrn den Weg

Bereitet dem Herrn den Weg… Alle Täler sollen erhöht werden, und alle Berge und Hügel sollen erniedrigt werden, und was uneben ist, soll gerade, und was hügelig ist, soll eben werden; denn die Herrlichkeit des Herrn soll offenbart werden… (Jesaja 40,3-5)

Ein Kirchenjubiläum wie dieses ist immer ein guter Grund, dankbar zurückzublicken, heute zu feiern und mit Hoffnung und Glaube den Blick in die Zukunft zu wagen.

Dankbar zurückblicken: Am 3. Advent 1894 wurde die Gnadenkirche eingeweiht, 35 Jahre später – am 3. Advent 1929 – ihr Turm und die erweiterte Kirche. Seit 125 Jahre haben Christinnen und Christen hier Gottesdienste gefeiert, gesungen und das Abendmahl geteilt. Immer standen die Worte der biblischen Schrift im Mittelpunkt. Denn sie sind für uns Protestanten entscheidend. Auch heute, wenn wir ein Kirchenjubiläum wie dieses feiern – entscheidend ist für uns herauszuhören, wie Gott uns heute durch das biblische Wort anspricht – egal wo, an welchem Ort. Weiterlesen

Siehe, ich mache alles neu

Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde … Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein … Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu. (Offenbarung 21,1-5)

Heute, am Ewigkeitssonntag, gedenken wir derer, die nicht mehr unter uns sind, gedenken wir derer, mit denen wir verbunden waren. Sie fehlen uns. Und wenn wir heute an den Gräbern stehen, dann steigen viele Erinnerungen in uns auf, an die Mutter, den Vater, den Ehepartner, den Sohn, die Tochter, den Onkel, die Schwester, den Freund, die Freundin.

Wir haben um sie lange getrauert und tun es immer noch, weil ihr Tod ein schmerzlicher Verlust war oder noch ist. Neben dem Gefühl der Trauer steht aber auch noch etwas anderes: die Dankbarkeit. Die Dankbarkeit dafür, dass wir mit diesen Menschen unser Leben haben teilen können, haben teilen dürfen. Sie haben unser Leben reich gemacht. Durch alle gemeinsamen Höhen und Tiefen hindurch haben sie uns und unser Leben geprägt. Weiterlesen

Kaum zu glauben!

Zuletzt, als die Elf zu Tisch saßen, offenbarte er sich ihnen und schalt ihren Unglauben und ihres Herzens Härte, dass sie nicht geglaubt hatten denen, die ihn gesehen hatten als Auferstandenen. Und er sprach zu ihnen: Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur. (Markus 16,14-15)

Glauben Sie eigentlich alles, was Ihnen so erzählt wird? Oder was Sie lesen oder hören? Oder denken Sie: Heute kann man ja nichts mehr glauben. Da sind so viele falsche Nachrichten im Umlauf. Worauf soll man denn da vertrauen? Besser ist es wohl, nicht zu viel zu glauben.

Offensichtlich war es zu Jesu Zeiten aber auch nicht anders. Da kommen die Frauen morgens von ihrem Gang auf den Friedhof zurück und erzählen, dass sie Jesus gesehen haben. „Er lebt“, sagen sie, obwohl sie doch dabei gewesen waren, als er wenige Tage vorher gestorben war. Und dann kamen noch welche von außerhalb in die Stadt und auch die sagten, sie hätten Jesus gesehen. Doch die  engsten Freunde von Jesus glaubten das alles nicht. Vielleicht haben sie das so ausgedrückt: „Wir glauben doch nicht alles, was da erzählt wird. Nein, so leicht fallen wir auf falsche Nachrichten nicht rein.“ Weiterlesen

Sing ein Lied!

Um Mitternacht aber beteten Paulus und Silas und lobten Gott. (Apostelgeschichte 16,25)

Nach einer kurzen Nacht mit wenig Schlaf, weil mich so vieles wach hielt und ich in Sorge war, ob ich wohl alles so würde regeln können, dass es gut wird, laufe ich also etwas drömelig zur Arbeit mit Blick auf den Boden und lese plötzlich: Sing ein Lied. Ich habe keine Ahnung, wer das mit Kreide auf den Gehweg geschrieben hat, aber da stand es: Sing ein Lied. Ein Stückchen weiter stand die Aufforderung: Schau dich um.

Ich weiß nicht, ob es noch mehr Aufforderungen gab oder in welche Richtung ich hätte weiterlaufen müssen, um mehr zu lesen, ich habe auch beide Aufforderungen nur gelesen und nicht befolgt, aber – die Idee ein Lied zu singen, hat mich zumindest nicht losgelassen. Ich habe mich nämlich auf dem Rest des Weges gefragt, ob sich etwas in mir verändern würde, wenn ich jetzt einfach mal lossingen würde, anstatt weiter zu grübeln. Weiterlesen

Die Kraft der Worte

Mit unseren Konfirmandinnen und Konfirmanden besuchen wir an einem Dienstag das Elisabeth-Krankenhaus. Es geht darum, „Kirche am Lebensweg der Menschen“ zu entdecken. Das Krankenhaus ist solch ein Ort. Da kreuzen sich unsere Lebenswege mit einem Haus, wo man darauf vorbereitet ist, Menschen aufzunehmen, deren Lebensweg durchkreuzt wurde.

Mancher von uns wird dankbar sein, dass es an bestimmten Augenblicken die Klinik gab mit ihren Ärztinnen und Ärzten, dazu die effektiven Geräte und alle, die zum Pflegebereich gehören. Hin und wieder hören sie dort auch ein „Danke“, wenn sich ein Patient verabschiedet. Und das ist doch das Mindeste, was man seinen Helfern zurückgeben kann. Weiterlesen

Zweifel – Hoffnung – Glaube

Jesus Christus spricht: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt; und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben. (Johannes 11,26)

Ende Januar 2017 habe ich zu meinem Geburtstag das größte und wunderbarste Geschenk meines bisherigen Lebens von meiner geliebten Ehefrau geschenkt bekommen. Sie befand sich für einen experimentellen Heilversuch im Uniklinikum Würzburg und schrieb mir:

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„Liebster, das was ich hier erlebt habe, werde ich nie vergessen und es hat mich so sehr verändert. Letzte Woche Freitag, als ich hier angekommen bin, habe ich mich so schlecht gefühlt. Ich hatte Wasser in der Lunge und konnte kaum atmen. Ich war so schwach, der Krebs war überall. Sie sagten mir, dass ich nur noch ein paar Tage zu leben habe, wenn jetzt nichts passiert. Weiterlesen