Afghanistan zeigt, wohin eine Politik ohne Demut führen kann

Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade. (1. Petrus 5,5)

1989 – ich erinnere mich noch an das Aufatmen, als die Sowjetunion ihre widerrechtliche Besetzung Afghanistans zehn Jahre nach ihrem Einmarsch beenden musste. Es war das Aufatmen über die Grenzen der scheinbar Übermächtigen Nachbarn, der in seinem Hinterhof keinen Widerspruch duldete. Der Rückzug war Teil des Zerfalls der Sowjetunion und ihres überlebten staatssozialistischen Systems. Doch was für eine seltsame Koalition errang in den nächsten Jahren die Macht mit den von den Vereinigten Staaten, Saudi-Arabien und Pakistan unterstützten islamischen Guerillas, den sogenannten Mudschahedin? Weiterlesen

Wie ich über Gottes Gebote denke | In Zeiten von Corona #21

Wenn ich auch noch so viele meiner Gebote aufschreibe, so werden sie doch geachtet wie eine fremde Lehre. (Hosea 8,12) – Jesus spricht: Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, dass ich die Wahrheit bezeuge. Wer aus der Wahrheit ist, der hört meine Stimme. (Johannes 18,37) | Herrnhuter Tageslosung für den 6. April 2020

Die furchtbarste Geschichte der Bibel ist die, in der Gott dem Abraham gebietet, seinen Sohn zu töten. Ein Gehorsamsakt wird gefordert – als Glaubensprüfung. So wurde mir diese Grausamkeit Gottes erklärt, die alle unsere Vorstellungskraft übersteigt. Wo Gott befiehlt, da haben wir zu gehorchen. Basta. Eine andere Wahl haben wir nicht, wenn wir Gott gefallen wollen, und das wollen wir doch, nicht wahr? Den Kindern Gottes bleibt eben keine Option außer Folge zu leisten, wenn der himmlische Vater seine Stimme zum Gebot erhebt. Weiterlesen

Die Kirche in der VUCA-Welt

1. Manchmal hat man den Eindruck, die Herausforderungen für die Kirche in Deutschland seien nicht nur groß, sondern einzigartig. So manche Reaktionen auf die Studie Projektion 2060, die das Forschungszentrum Generationenverträge der Universität Freiburg im Mai vorgelegt hat, legten diese Einschätzung nah. Die koordinierte Mitglieder- und Kirchensteuervorausberechnung für die evangelische und katholische Kirche in Deutschland bestätigte frühere Langzeitstudien. Sie zeigt, wie sehr „Kirche im Umbruch“ ist „Zwischen demografischem Wandel und nachlassender Kirchenverbundenheit“. Mir scheint, dass in den öffentlichen Reaktionen viel von der Stimmungslage und der Unsicherheit in unseren Gemeinden und der Kirche insgesamt aufscheint. Weiterlesen

Eine Erneuerung, die gut tut und erfrischt

Gott spricht: Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch. (Ezechiel 36,26)

In meinen Gesprächen erlebe ich häufig, dass sich viele Menschen Sorgen über den Zustand unserer Gesellschaft machen. Und die Nachrichten der letzten Wochen und Monate scheinen ihnen Recht zu geben: Da liegt ein hilfloser Mann in Essen vor einem Geldautomaten auf dem Boden – und die Videoaufnahmen zeigten uns, wie andere Menschen den offensichtlich Hilflosen ignorieren; über ihn hinwegsteigen. Da ist jene heimtückische Attacke in einer Berliner U-Bahn-Station, bei der eine junge Frau hinterrücks die Treppe hinuntergetreten wurde. Da sind die schrecklichen Terrorakte und die Anschläge in Berlin, Brüssel, Nizza.

Was treibt Menschen an, mit Hass und Gewalt das Leben anderer, das Leben von Jungen und Alten zu zerstören? Wie konnte ein gewalttätiger und radikalisierter Mann wie Anis Amri mutmaßlich die Mordtat auf dem Weihnachtsmarkt im Herzen Berlins begehen? Viele machen sich angesichts von Terror und Gewalt zunehmend Sorgen um ihre eigene Sicherheit. Beim Euro, bei der Rente, an den Grenzen – es geht um sichere Straßen, sichere Wohnungen und sichere Lebensverhältnisse. Ist also an der Jahresschwelle zu 2017 plötzlich die Sicherheit das höchste Gebot? Weiterlesen

Habt Mut zur Veränderung!

500 Jahre Reformation – mit Blick auf den revolutionären Mönch aus dem 16. Jahrhundert eröffnet die Evangelische Kirche das Festjahr zum Reformationsjubiläum. Aber: Darf überhaupt eine Kirche feiern, deren Mitgliederzahlen rückläufig sind? Die nicht länger Volkskirche ist, sondern eine Minderheit der Gesamtbevölkerung abbildet, für die Glauben, Kirche und Gott wenig Relevanz hat?

Ich persönlich halte gerne dagegen: ja – wir haben allen Grund zu feiern. Im Mittelpunkt steht für mich die Lerngeschichte einer Kirche, die veränderungserfahren und veränderungsmutig ist. Weiterlesen

Bergpredigt 2.0

Aufgewachsen in einem Elternhaus, das auch in den Siebzigerjahren des letzten Jahrhunderts seine braune Verstrickung nicht wirklich überwunden hatte, kämpfte ich mich in meiner Pubertät mit Hilfe meiner Lehrer zu differenziertem und tolerantem Denken durch. Und kämpfte (oft vergeblich und mit Blessuren) an gegen die schamhaft verleugnende Intoleranz meiner Verwandten, mit der sie sich als rechtschaffene Bürger inszenierten.

Als Frau der Kirche fiel es mir später leicht, tolerant zu sein – war es doch ganz der Mainstream, zu dem ich nun gehörte. Weiterlesen

Lebendiges Feuer statt kalter Asche

Und auf einmal erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten, und auf jede und jeden von ihnen ließ sich eine nieder. (Apostelgeschichte 2,3)

In den letzten Wochen und Monaten gibt es ein Thema, das sich durch viele Gespräche zieht: Wie kann es nur sein, dass Religion in der Öffentlichkeit fast nur noch in Zusammenhang mit Gewalt vorkommt? Und wie stehen wir als evangelische Christinnen und Christen dazu?

Wir hören von Religion im Zusammenhang mit Terroranschlägen. Religion rechtfertigt an vielen Orten dieser Welt Gewalt gegen Frauen, Missachtung der Menschenrechte, Hass gegen homosexuelle Menschen. Wir erleben Religion als eine Sammlung von abstrusen Vorurteilen. Wir hören von Peitschenhieben und Steinigungen, die dem Willen Gottes entsprechen sollen. Weiterlesen

Wenn das Spotten über Gott heilig ist

Der westlichen Säkularreligion ist der Spott über Gott heilig: Dieser spitze Satz stand Anfang Februar im SPIEGEL. Der Kommentator Jan Fleischhauer hatte beobachtet, dass sich in unserer Gesellschaft weniger religiöse Fanatiker zu Wort melden als vielmehr säkulare. Die Säkularfanatiker erklären pauschal die Gottesfrage für obsolet, also für veraltet. Und was man für veraltet hält, darüber kann man getrost seine höhnischen Späße machen. Weiterlesen