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Sperriges Kreuz

„Die Welt ist aus den Fugen geraten.“ So hören wir es dieser Tage, angesichts der gegenwärtigen Erfahrungen von Terror und Krieg. Der brutale Bürgerkrieg in Syrien geht in sein sechstes Jahr – Hunderttausende starben, wurden verwundet, hungern oder sind auf der Flucht. Die Terrormiliz IS wütet barbarisch und trifft uns mitten ins Herz. Die Anschläge in Brüssel zeigen, dass uns die globalen Konflikte direkt betreffen. Unser Herz ist schwer in diesen Tagen angesichts der Toten und Verletzten in Brüssel.

„Die Welt ist aus den Fugen geraten.“ So war es schon damals, vor 2000 Jahren, als Jesus gekreuzigt wurde. Wieder einmal versuchen wir, dieses Geschehen zu verstehen. Aber das Kreuz der Geschichte ist sperrig – vor allem dann, wenn wir unsere Trauer, unseren Zorn und unsere Fragen in diesen Tagen zulassen.

Jesu Kreuzigung und Tod provozieren Nachfragen. Haben uns schon immer provoziert. Letztlich ist es die eine Frage, nach dem „Wozu“: Wozu das alles, wozu ist Christus am Kreuz gestorben?

„Die Welt ist aus den Fugen geraten.“ Und wir stehen erst am Anfang dessen, was mit Karfreitag begann. Eine Welt, in der es Terror und Mord nicht mehr gibt, scheint weit entfernt. Vielleicht gilt es gerade deshalb heute, uns alle daran zu erinnern: Christus ist am Kreuz gestorben, damit das Morden unter uns Menschen aufhöre und die Herrschaft Gottes beginnt.

Wenn Gott an Karfreitag am Kreuz gestorben ist, dann steht er an der Seite der ermordeten und verletzten Menschen in Paris und Brüssel, in Syrien, im Irak, in Griechenland und der Türkei… überall dort, wo Menschen auf dem Altar des Unrechts geopfert werden, bedeutet das Kreuz Jesu den Ruf nach einer gerechten Welt.

„Die Welt ist aus den Fugen geraten.“ Und wir Christinnen und Christen kommen mit unseren Fragen und mit unseren Klagen zu Gott. In unseren Karfreitagsgottesdiensten bitten wir für diese Welt, in der so vieles zum Himmel schreit, und für die Menschen, die von Gewalt und Terror, Flucht und Vertreibung betroffen sind. Und hoffen darauf, dass Gott die Not sieht und sie wendet.

Marion Greve