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Perlen

Dennoch bleibe ich stets an dir… Du leitest mich nach deinem Rat und nimmst mich am Ende in Ehren an. (Psalm 73,23-24)

Manchmal kann ich es kaum glauben: schon wieder ist ein Jahr um. Im Vorhinein erschien mir dieser Zeitraum so lang. Und jetzt ist er schon vorbei!

Aber so ist es eben: Eine Zeit, ein Lebensabschnitt endet, und ein neuer beginnt. Wie Perlen reihen sich die Phasen unseres Lebens aneinander. Dabei rundet sich nicht alles perfekt – manche Zeiten kommen uns eher wie eigenwillig geformte Süßwasserperlen vor: sie haben eine bizarre Schönheit, aber ihr Wert erscheint uns doch eher gering. Manchmal reden wir sogar von „verschenkter Zeit“; von Zeit, die wir am liebsten wieder zurück hätten… um sie noch einmal füllen zu können. Aber das geht nicht. Solche Phasen sind und bleiben fester Bestandteil unserer Biografie. Sie sind wichtig – genau so, wie sie waren und sind. Denn wir wachsen durch alle Zeiten hindurch auf ein Ziel zu.

In Psalm 73 heißt es: „Dennoch bleibe ich stets an dir… Du leitest mich nach deinem Rat und nimmst mich am Ende in Ehren an.“

Ich stelle mir vor, wie Gott unser Leben wie eine Perlenkette behutsam in die Hand nimmt und durch die Finger gleiten lässt. Gott weiß, was in jedem Augenblick bei uns los ist. Er weiß, was uns bewegt und was uns hemmt, was uns ärgert und was uns froh macht. Und Gott ist all das kostbar – ganz gleich, wie es uns vorkommt. So kostbar, dass er alle Momente unseres Lebens durch seinen unzerreißbaren Geduldsfaden zusammenhält und sichert.

Gott schenkt uns geduldig Augenblicke, Jahre und Jahrzehnte, damit wir uns weiter entwickeln zu Menschen, die ihm – bei all unserer Unvollkommenheit – immer ähnlicher werden. Wir können einander freundlich begegnen, die Zeichen der Zeit erkennen und das Beste daraus machen. Wir können aus unseren Fehlern und auch aus denen der anderen lernen. Und wir können noch einmal etwas ganz Neues ausprobieren, um den Menschen um uns herum und uns selbst gerecht zu werden. Das Gute, das wir uns in dieser Welt und in unserem Leben wünschen – wir können es mit gestalten und Realität werden lassen.

Mir gibt das die Kraft, immer wieder eine neue „Perle“ entstehen zu lassen. Ich wage Neuanfänge, verlasse Beziehungen und gehe andere ein. Und manchmal gestalte ich alte Verbindungen noch einmal mutig um. Damit sie von jetzt ab Gottes liebevoller Art besser entsprechen. Wenn mir das gelingt, dann erhasche ich einen Blick auf die Schönheit einer Stunde oder einer Begegnung. Und ich erahne, wie kostbar meine Zeit wirklich ist. In so einem Moment vergesse ich meine Pläne und Erwartungen und bin einfach nur Gott dankbar. Solche spürbar gesegnete Zeit wünsche ich Ihnen!

Ihre

Barbara Petra Simon