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Meine Ostergeschichte: Wie Gott mir das Ausreichend schenkte

Die Note in der Klassenarbeit war nur eine Zwei. Es war ein Flüchtigkeitsfehler, der eine Fehler zu viel – schlimmer als Dummheit sei das, sagte sie. Selbst schuld bin ich. Ich hätte mich nur mehr anstrengen müssen. Damals schlug sie noch zu.

Du hättest vorher besser überlegen sollen… das hätte man sich doch denken können… das hast du jetzt davon. Auf die Party war ich gegangen, statt für die Klausur zu lernen. Es war dieses Mal nicht mal mehr eine Zwei geworden. Meine Mutter steht vor mir – Wut und Hass nur mühsam unterdrückt. Ich habe sie enttäuscht. Sie sprach tagelang nicht mit mir. Musste ihr Valium nehmen.

Ich will doch gefallen. Ich will doch hineinpassen. Ich will doch Erfolg!

Ich lernte, so gut wie möglich zu passen. Hineinzupassen – nicht anzuecken – nichts zu machen, was nicht für gut befunden werden kann. Ich gehe kein Risiko mehr ein.  Will denen gefallen, die das Sagen haben, die das Urteil sprechen, die die Zeugnisse ausstellen.

Mein Abschlusszeugnis ist eine Eins. Jahrgangsbeste. Meine Seele ist da schon im Korsett. Noch weiß ich es aber nicht.

Immer mal wieder reicht es nicht zu den Bestnoten. Immer wieder folgen Schuldgefühle, Scham und Selbstzweifel. Als die Symptome kommen, nennt es viele Jahre später meine Therapeutin: posttraumatische Störung. Sie rät: Meiden Sie den Täterkontakt.

Meine Mutter ist tot. Ich verstehe die Therapeutin nicht.

Es ist noch nicht lange her, da ist es wieder passiert: Ich passte nicht. Das war eigentlich so ziemlich von Anfang an klar. Zuerst dachte ich, ich müsste mich nur mehr anstrengen. Vielleicht Fortbildungen belegen, bis es passt. Aber es ging nicht. Ich schaffte es nicht, mich passend zu machen. Die, die die Zeugnisse schreibt, meint, es ist ein Mangelhaft.

Aber dieses Mal läuft es anders! Ich hatte Täterkontakt – aber ich machte mich nicht zum Opfer. Ich schaffte es, mich aus der Situation zu befreien, und ich erlaube mir, mich nicht schlecht zu fühlen. Ich passte nicht hinein – und  das ist okay so. Ich muss nicht gegen mich selbst kämpfen und mich schämen oder beschuldigen, es nicht hinbekommen zu haben.

Meinen Wert bestimmt nie mehr die oder der, die die Zeugnisse schreiben! Das lasse ich nie mehr zu. Das erlaube ich niemandem mehr. Denn: Der, der mich ins Leben gerufen hat – der hat gesagt:  Es reicht aus. Ein „Ausreichend“ aus Gottes Mund ist Zeugnis  genug. Es heißt: Ich darf richtig gut leben! Und wo es nicht passt, da ist es halt so.

Anke Augustin

2 Gedanken zu „Meine Ostergeschichte: Wie Gott mir das Ausreichend schenkte

  1. Liebe Anke, … und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut…“ ,
    genau, unseren Wert bestimmen nicht Menschen, unseren Wert bestimmt Gott! Und der hat andere Maßstäbe als Mütter oder Lehrer*innen, wir selbst oder oder.
    Alles Liebe Dir, Friederike

  2. Dieser österliche Beitrag , eine Auferstehungsbotschaft für die Seele, habe ich in gleicher Weise erlebt, gelebt und sehr sehr lange gebraucht, um zu mir JA sagen zu können, aber immer auf dem Weg und dem Versuch, jungen Menschen auf dem Weg zu sich selbst Beistand und Hilfe zu sein als Botschaft einer erlittenen und geschenkten Gottesgabe einer inwendigen Auferstehung, untermauert durch Kreuz und Auferstehung Christi. DANKE

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