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Es war eine gute Zeit

Meine kleine Enkeltochter macht zurzeit vieles zum ersten Mal. Das ist ganz normal, wenn so ein kleiner Mensch den Weg ins Leben erkundet und dabei viele neue Dinge entdeckt und ausprobiert. Genau umgekehrt ist es bei mir: Ich habe in den vergangenen Wochen vieles zum letzten Mal gemacht, weil mein Ruhestand beginnt und ich als Pfarrer der Evangelischen Lutherkirchengemeinde Altendorf von meinen Aufgaben „entpflichtet“ werde, wie es ganz offiziell heißt.

Ich bin dann Pfarrer im Ruhestand. Ich darf weiter Gottesdienste feiern, taufen, trauen, beerdigen usw., aber ich muss es nicht. Ich kann frei entscheiden, ob ich aushelfen möchte, wenn irgendwo „Not am Pfarrer“ ist. Auch das ist ganz normal: Wenn man das Pensions- oder Rentenalter erreicht hat, geht die Berufstätigkeit und mit ihr ein langer Lebensabschnitt zu Ende.

Über 36 Jahre lang war ich als Pfarrer in Altendorf tätig. Es war meine erste Stelle. Damals sagten einige: „Hoffentlich bleiben Sie!“ Ich antwortete erstaunt: „Sie kennen mich doch noch gar nicht!“ Es gab damals in der Gemeinde einen großen Wunsch, dass nach häufigem Pfarrerwechsel und manchem Streit endlich wieder etwas Ruhe einkehrt. Dass es dann so viele Jahre werden, habe ich damals nicht gedacht. Aber das zeugt davon, dass ich mich in unserer Gemeinde immer wohl gefühlt und gerne hier gearbeitet habe. Das gilt auch für uns als Familie, denn unsere drei Kinder sind ja alle hier geboren und groß geworden.

Es war – so denke ich – eine gute Zeit, für die ich sehr dankbar bin. Es war eine Zeit mit vielen lieben und engagierten Menschen, die sich mit mir für unsere Gemeinde eingesetzt haben, beruflich und ehrenamtlich. Und wir alle gemeinsam haben unser Gemeindeschiff durch das nicht immer ruhige Fahrwasser hier in Altendorf gut hindurch gebracht.

Das ist für mich ein großer Grund, um miteinander Gott zu danken und miteinander zu feiern.

Ich habe vieles in den vergangenen Wochen zum letzten Mal gemacht. In den nächsten Monaten wird es für meine Frau und mich aber auch viel Neues geben. Wir ziehen nach Mülheim, in eine neue Wohnung und eine neue Umgebung. Dort werden wir uns erst einmal einleben müssen. Darauf freuen wir uns.

Neben diesen äußerlichen Veränderungen gibt es andere. Ein Kollege, der seit einem guten Jahr im Ruhestand ist, sagte mir: „Der größte Unterschied ist, dass du nicht mehr verantwortlich bist. Das ist eine große Erleichterung und ich genieße das jeden Tag.“ Auch darauf freuen wir uns.

Alles hat seine Zeit, so schreibt der Prediger aus dem Alten Testament in der für ihn kennzeichnenden Gelassenheit. Das ist eine gute Überschrift für die anstehenden Veränderungen. Alles hat seine Zeit, und ich möchte ergänzen: All unsere Zeit ist Zeit mit Gott, alle Wege, die wir gehen, sind Wege von ihm begleitet. Darauf dürfen wir vertrauen.

Danke für diese vielen schönen Jahre hier in unserer Gemeinde in Altendorf, danke für alle gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit, danke für alles ehrenamtliche Engagement, danke aber auch für viele fröhliche Stunden, in denen die Arbeit ruhte und wir das Leben miteinander genießen konnten.

Möge Gott in Zukunft seine Hand über unsere Gemeinde und uns alle halten.

Am 22. Februar 2015 feiern wir um 17 Uhr meinen Abschiedsgottesdienst in der Altendorfer Christuskirche, mit vielen Beteiligten und viel Musik. Anschließend gibt es eine Feier im benachbarten Gemeindehaus an der Ohmstraße. Ich freue mich, wenn Sie dabei sind, und grüße Sie alle ganz herzlich.

Hans Strohschein

Ein Gedanke zu „Es war eine gute Zeit

  1. Lieber Hans-Willi!
    Irgendwie war ich ja verblüfft, als ich das las, dass Du jetzt „schon“ in den Ruhestand gehst. Irgendwie bleiben manche Menschen immer gleich alt (vielleicht weil man dann selber auf dem „Altersstand“ bleibt? das schreibt jemand, der vor 22 Jahren aus Altendorf nach Mülheim an der Ruhr gegangen ist). Ich denke gerne an die Zeiten zurück, als ich als stud. theol. im Konfi-Unterricht mit Inge Schüler bei Dir mitarbeiten durfte. Es waren schon besondere Zeiten damals. Da ich nicht davon ausgehe, dass Du nach Styrum ziehen wirst (eher Saarn?), wird es wahrscheinlich etwas dauern, bis man sich in unserer Provinzstadt über den Weg läuft. Da ich selber Sonntagabend Gottesdienst habe, kann ich nicht in „meine“ Christuskirche kommen, aber ich wünsche Dir eine gute „Entpflichtung“ und viele Jahre des Zuschauen-Dürfens!
    Liebe Grüße Michael Manz

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