Ein preußischer Protestant als Dombaumeister in Köln

Er entstammt einer evangelischen Familie mit zwölf Kindern. Er ist das vierte gewesen: Ernst Friedrich Zwirner. Er kam am 28. September 1802 in Jakobswalde, Landkreis Cosel in Oberschlesien, Nähe Gleiwitz, heute Gliwice, zur Welt. Sein Vater Ernst Friedrich Traugott war Hütteninspektor und Polizeidistriktkommissar. Seine Mutter Eleonore Helene Marianne Augustini hat zwölf Kinder großgezogen. Von 1816 bis 1819 besuchte er das Gymnasium in Brieg. Hieran schloss sich eine Ausbildung an der Bauschule in Breslau an. Nach einjähriger Militärzeit war er in Breslau als Vermessungskondukteur tätig. Weiterlesen

Ein (fast) vergessenes Jubiläum

Den 500. Jahrestag des Wittenberger Thesenanschlags hat die Evangelische Kirche 2017 groß begangen. Gefeiert wurde ein theologischer Durchbruch, auch wenn fraglich bleibt, ob Luther wirklich den Hammer geschwungen hat und immer mehr dafür spricht, dass der „Durchbruch“ geistesgeschichtliche Grundlagen hat, die weit ins Mittelalter zurückreichen und zeigen, wie sehr der Reformator diesen Gedanken verbunden geblieben ist. Nun gibt es wieder etwas zu feiern – und keiner geht hin. Und das liegt denkwürdiger Weise nicht nur an Corona. Weiterlesen

Der Apostel Paulus war ein Körnerpicker wie wir alle

„Der Apostel Paulus war ein Körnerpicker wie wir alle“ – was soll das heißen? Ein einziges Mal wird Paulus im Neuen Testament so genannt, „Körnerpicker“, griechisch spermológos. Das berichtet oder denkt sich der Evangelist Lukas, des Apostels erster Biograph, aus und erzählt lebendig davon in seiner Apostelgeschichte, im Kapitel 17. Davon will ich jetzt berichten, so kurz es geht.

Als der Apostel Paulus in die berühmte Stadt Athen gekommen war, um hier Jesus Christus zu verkündigen und wo sein missionarischer Erfolg fast gleich Null gewesen ist, versäumte Lukas die Gelegenheit nicht, die Kenntnisse des Apostels in der jüdischen und hellenistischen Tradition auf diesem besonderen Terrain auszubreiten. Und der Evangelist weiß, warum! Auf der Agorá, dem Forum, dem Markt Athens, stellten weise Häupter wie Sokrates und andere ihre philosophischen Fragen und versuchten die Bürger zum Nachdenken zu bringen. Weiterlesen

Anfänge

„Aller Anfang ist schwer.“ Sagt das Sprichwort. Wahrscheinlich stimmt das für uns Erwachsene in vielen Fällen auch. Man weiß manchmal nicht, was einen erwartet. Andere sind einem schon voraus und haben Erfahrungen. Was es manchmal schwierig macht: Das Leben ist voller Anfänge: Anfänge bei Beziehungen, Anfänge im Beruf, Anfänge mit neuen Umgebungen und, nicht zu vergessen, Anfänge bei und mit der Erfahrung, wenn und dass man älter wird. Weiterlesen

Zum Holocaust-Gedenktag

Ich stand auf dem S-Bahnhof und wartete auf den Zug. Ein Stück entfernt von mir, ein Jugendlicher, 15 oder 16 Jahre alt. Er sprach mit einem Freund am Handy. Wortfetzen drangen an mein Ohr. Er begann zu schimpfen: „Die alte Judensau, wenn ich die erwische…“ Ich schaute unwillkürlich zu ihm hinüber. Was hatte er gesagt? Bevor ich reagieren konnte, kam der Zug und er war weg.

Die Äußerung ging mir noch einige Zeit nach: Weiß er, was er da gesagt hat? Ich vermute nicht. „Judensau“ benutzt er als eines seiner Schimpfworte. Gedankenlos, rücksichtslos daher gesagt, ohne ein Gefühl dafür, welche Auswirkungen das haben kann – vielleicht sogar auf jüdische Mitmenschen, die zufällig auch auf dem Bahnsteig stehen. Weiterlesen

Erstaunliche Gnade – Amazing Grace

Es geschehen noch Zeichen und Wunder. Das Zeichen: beim letzten Chorsingen in unserer Kirche vor dem neuen Lockdown im November 2020 – alles nach Vorschrift – legte uns unsere Kantorin Giuli Topuridze ein Lied vor, das ich in meinen langen Chorsinge-Jahren, von Jugend an, noch nie gesungen habe, nur so allgemein mitgesummt hatte bisher. Aber dieser Überraschungsfreude folgte zu Hause eine noch größere, fast ein Wunder: welch eine Geschichte hat dieses Lied! Doch zuerst: Wer kennt den Text? Hier kommt er. Weiterlesen

Schreib mal wieder!

Weihnachtskarten spielen im Vereinigten Königreich eine besondere Rolle. Man „tauscht sie aus“. Der traditionelle Gruß dabei lautet „Ich wünsche Ihnen frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr“. Das kann problemlos von Christen wie Nichtchristen anlässlich des Christfestes gewünscht werden. Mehr muss es auch nicht sein. Denn oftmals sind es weit über hundert solcher Karten, die von einem Haushalt oder auch von der Geschäftsleitung eines Unternehmens ausgehen, weit über den privaten Bekanntenkreis hinaus. Weiterlesen

Der Apostel Paulus als Architekt der Mitarbeitenden und die Zukunft der Kirche

Durch den Apostel Paulus, den Architekt der Mitarbeitenden (vgl. 1. Korinther 3,10), lernt die Kirche immer wieder neu, dass sie, also wir, ein Gemeinschaftswerk ist. Paulus und seine etwa 19 Mitarbeitenden haben uns das im 1. Jahrhundert vorgemacht. Das wollen wir uns durch diesen Beitrag näher anschauen.

Sein liebster, wichtigster und ältester Mitarbeiter (Römer 16,21 „mein synergós“) ist Timótheos/us mit dem schwer auszusprechendem Namen. Er wurde in Lystra (Lykaonien) in Kleinasien geboren als Sohn eines heidnischen Vaters und einer jüdischen Mutter Eunika. Sie und seine Großmutter erzogen ihn in der Gottesfurcht und in der Liebe zu den heiligen jüdischen Schriften. Weiterlesen

Sieben Wochen Mit Advent

In dieser Jahreszeit gibt es normalerweise auch unter uns verschiedene Ansichten, wenn wir auf die Zeit vor Weihnachten vorausschauen. Die einen unter uns warten mit dem Vorweihnachtlichen bis zum 1. Advent, die Dekoration bleibt gut verpackt, bis der November fast oder ganz vorbei ist, frühzeitiger Einkauf des traditionellen Gebäcks kommt auch nicht in Frage. Andere haben schon geschmückt, man sieht die ersten Lichterketten und frische Printen gibt es auch.

Welcher Typ sind Sie? Ich bin eigentlich eher der Kirchenjahrestyp, also am Samstag vor dem 1. Advent geht‘s los, oder zumindest bis zum Ewigkeitssonntag warten wir. Aber – wann fangen wir in diesem Jahr an, wann fängt das eigentlich an, das mit Weihnachten und dem Advent in 2020? Weiterlesen

30 Jahre Friedliche Revolution – Mauerfall – Deutsche Einheit

1 | Im April 2019 habe ich mit meiner Frau Leipzig besucht. Eine Führung zur Erkundung der Stadt gehörte zu unserem Programm dazu. Die Stadtführerin erzählte mit Stolz und sichtbarer Emotion von den Ereignissen in Leipzig, die vor 30 Jahren, vor allem im Herbst 1989, zur friedlichen Revolution in der damaligen DDR beigetragen haben. Sie wählte als Aufhänger dafür ein Denkmal, das zum zehnten Jahrestag der friedlichen Revolution in Leipzig errichtet wurde. Es steht vor der Nikolaikirche, dort wo die großen Montagsdemonstrationen in Leipzig ihren Ausgangspunkt nahmen. Weiterlesen