Der Glaube an Gott braucht Gespräch, Begegnung und Erproben

Erbarmt euch derer, die zweifeln. (Judas 22)

Dieser Vers ist dem Judasbrief entnommen, der wahrscheinlich im 2. Jahrhundert nach Christus in einer christlichen Gemeinde im Nahen Osten verfasst worden ist. Er ist eine Kampfschrift gegen Irrlehrer, die in der jungen Gemeinde oder in ihrem Umfeld auftauchten. Es gibt viele Vermutungen, um welche Irrlehrer oder besser welche andere Richtung des jungen Christentums oder verwandte religiöse Strömungen es sich gehandelt haben kann. In der theologischen Literatur halten sich die wildesten Spekulationen.
Wer den kurzen Brief im Neuen Testament liest, merkt schnell: Er ist selbst in seinem Ton beleidigend und in seinen Argumenten nicht sonderlich innovativ.
Aber seine Ausgangslage bleibt aktuell. Wie gehe ich mit Andersdenkenden um, mit Menschen, die um Antworten auf ähnliche Fragen ringen? Weiterlesen

Gott lässt sich nicht instrumentalisieren

Ist Gott für uns, wer kann wider uns sein? (Römer 8,31)

Dieser Vers aus dem Brief des Apostels Paulus an die frühe christliche Gemeinde in Rom wird in manchen Jahren von meinen Konfirmandinnen und Konfirmanden gern als Konfirmationsspruch ausgewählt. Wenn man die Jugendlichen nach dem Grund ihrer Wahl befragt, beschreiben sie den Vers als kurze und knackige Zusammenfassung des Handelns Gottes. Gott hat uns erwählt und in diesem Wissen dürfen wir leben.
Mir war dieser Vers in seiner Aussage lange unbehaglich. Er nährte in meinen Augen viel zu oft in der Geschichte ein großes Missverständnis. Nach dem Motto: Gott mit uns – gegen die anderen! Als ob ich mir sicher sein dürfte, egal, was ich täte, Gott ist schon mit mir. Weiterlesen