Ein Gruß zum Jahreswechsel

Gott spricht: Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst. (Offenbarung 21,6)

Meinen Gruß zum Jahreswechsel will ich zunächst mit einem dankbaren Rückblick auf das Jahr des Reformationsjubiläums beginnen: Obwohl Menschen mit der Kirche nicht mehr selbstverständlich etwas anfangen können, ist es uns gelungen, viele Essener Bürgerinnen und Bürger mit der Geschichte und den zentralen Anliegen der Reformation in Kontakt zu bringen. Dazu haben fast zweihundert Veranstaltungen beigetragen, die von engagierten Ehren- und Hauptamtlichen aus unseren Gemeinden, Diensten und diakonischen Einrichtungen geplant und durchgeführt wurden – ein starkes, ermutigendes Zeichen! Besonders hervorheben möchte ich auch die gelungene und wohltuende Zusammenarbeit über die Grenzen unserer eigenen Konfession und Religion hinweg – hier ist etwas gewachsen, das uns alle auf dem Weg des Miteinanders deutlich voranbringen wird. Und daran wollen wir im kommenden Jahr anknüpfen. Weiterlesen

Sentimentale Weihnachts-Erinnerung

Alle Jahre wieder… kommt die Erinnerung – und mir laufen die Tränen. Ich glaube, es wäre sehr schlimm, passierte es irgendwann vielleicht nicht mehr. Unabsichtlich, ungerufen – aber zuverlässig und treu – gehört sie zu meinem Weihnachtsfest: die sentimentale Erinnerung an jenes Krippenspiel im Jahr 1969, die sich mir für immer und ewig sozusagen ins Herz gebrannt hat.

Ich muss vorab dazu sagen: meine Mutter und ich hatten kein ungetrübtes Verhältnis zueinander. Im Gegenteil: oft ging es konflikthaft zu zwischen uns, verclincht: viel zu eng für mich, viel zu distanziert für meine Mutter. Jahrelang habe ich gekämpft, um mich frei zu strampeln von der Liebe einer Übermutter – jahrelang hat meine Mutter gelitten unter der Härte der Befreiungsschläge ihrer einzigen Tochter. Weiterlesen

Ich wünsche Ihnen den Frieden der Heiligen Nacht!

Seit jeher erzählt die Geschichte der Heiligen Nacht von der Menschwerdung Gottes. Das ist ihr Kern: Gott begegnet uns in einem Kind – und nicht als Kriegsfürst, Milliardär oder Präsident. Arm erscheint es, schutzlos und bedürftig. Und doch wohnt eine große Kraft in ihm, die die Menschen bis heute in ihrem Innersten berührt und verwandeln kann – eine Kraft der Nächstenliebe und der Menschlichkeit.

Was bedeutet das – für unsere Zeit? Zum einen – dass es Sinn macht, die uralten Hoffnungen, Lieder und Erfahrungen der Begegnung mit Gott, von denen die Bibel erzählt, durch die Generationen weiterzugeben und mutig in unsere Gegenwart zu übersetzen – damit Menschen auch heute von der Weihnachtsbotschaft angerührt werden. Zum Zweiten – dass jedes Leben einzigartig ist, dass jeder Mensch ein Recht auf Anerkennung und Respekt hat und von Gott geliebt wird. Zum Dritten – dass jede Begegnung wichtig für mein Leben ist. Das war nie einfach. Jede Begegnung birgt das Potential in sich, etwas zu entdecken, das beglückt – genauso wie etwas zu entdecken, was mir widerstrebt und mich vielleicht verstört. Doch wenn wir einander wahrhaftig zuhören, wenn wir wirklich verstehen wollen, woher der oder die andere kommt, woran sie glaubt, worauf er hofft – werden wir am Ende belohnt und durch jede Begegnung reicher. Weiterlesen

Ein Haus für Gott

Weihnachten sind die meisten am liebsten zu Hause. Feiern zusammen mit der Familie. Studenten, die an entfernten Orten studieren, machen sich auf den Weg durch die halbe Republik, um zum Fest zuhause zu sein. Eine Umfrage bei den Konfirmanden „Was ist dir das wichtigste am Weihnachtsfest?“ ergab mit überwältigender Mehrheit: Mit der Familie zusammen zu sein und gemeinsam zu feiern. Geschenke waren sehr nachgeordnet. Familie: Eltern, Geschwister, wenn möglich Oma und Opa. Niemand soll, niemand will heute alleine sein. Man rückt zusammen, macht es sich gemütlich. Isst ein festliches Mahl, beschenkt sich, genießt die Zeit. Zuhause ist es am schönsten.

Für viele ist es so, aber nicht für alle. Manche flüchten von zu Hause, gerade jetzt, fliegen in die Sonne, suchen Abstand. Denn zu Hause an Weihnachten ist für sie schwer. Und leer. Zu viele Erinnerungen, zu viel Streit, enttäuschte Erwartungen. Alte Wunden brechen auf und schmerzen wie am ersten Tag. Und die Sehnsucht, sie schmerzt auch: die Sehnsucht nach einem Stück heile Welt, nach Frieden und Dazugehören, gerade heute Nacht, nach einem Ort der Geborgenheit und des Trostes. Nach Nähe. Nach dem Zauber der alten Geschichte vom Kind im Stall. Weiterlesen

Wie Konfirmanden über das Weihnachtsfest denken

Konfirmanden aus der Evangelischen Kirchengemeinde Königssteele und die Teamer ihrer Konfirmandengruppe haben gemeinsam über das Weihnachtsfest nachgedacht: Was ist für euch an diesem Fest das wichtigste? Die Antwort sollte nicht länger als zwei Sätze sein:

Für mich bedeutet Weihnachten: die Geburt von Jesus Christus – dass man sich um den Rest der Welt kümmert und das Gefühl von Gemeinschaft, das sich überall verbreitet.

Weihnachten bedeutet für mich: Freude, dass die Familie zusammenkommt und man manche Leute sieht, die man sonst nicht sieht, wenn sie weiter weg wohnen.

Christen feiern die Geburt von Jesus. Mir bedeutet es eigentlich gar nicht so viel. Weiterlesen

Weihnachtsgeschichte mit Figuren

Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich einmal im Advent mit meiner Mutter gemeinsam eine Krippe gebastelt habe. Sie sollte am Heiligen Abend fertig sein und unter unserem Weihnachtsbaum stehen.

Die Figuren fertigten wir aus Holzteilen: einen Kegel für den Körper und eine Kugel für den Kopf. Sie wurden bekleidet mit Filz und anderen Stoffen, die wir zurechtschnitten. Ich weiß sogar noch ziemlich genau, wie die einzelnen Figuren aussahen: Da war Maria, die ein rotes Kleid bekam und einen dunkelblauen Umhang über ihren Kopf. Josef hatte einen Bart aus Wolle und einen braunen Hut. Weiterlesen

Weihnachten ist ein Wirtschaftsfaktor

Wenn Archäologen auf ein Gelände stoßen, in dem sie verborgene Schätze aus alter Zeit vermuten, sagen wir mal in Kalkriese, wo die Schlacht der Germanen gegen Varus stattgefunden haben soll, gehen sie akribisch vor. Sie graben und schaben erst einmal da, wo sie ein Objekt vermuten, und wenn sie tatsächlich darauf stoßen, tragen sie Schicht um Schicht vorsichtig ab, mit einem keinen Spachtel oder auch mit einem Pinsel, manchmal auch mit der bloßen Hand, bis sie den Gegenstand frei gelegt haben und sie ihn bewundern können. Mit der Erdkruste drumherum wäre der Fund unansehnlich, freigelegt zeigt er seine ganze Würde und Schönheit.

Ähnlich geht es mir mit dem „Holden Knaben im lockigen Haar“ und all dem Drumherum, das sich mit Weihnachen verbindet. Das Deutsche Wörterbuch führt seitenlang Zusammensetzungen mit „Weihnacht“ auf, und das geht vom „Weihnachtsbasar“ bis zur „Weihnachtszuwendung“, dazwischen die Kombinationen „Weihnachtsgeschäft“, „Weihnachtsgeschenk“, „Weihnachtsmarkt“ und, für´s häusliche Fest, „Weihnachtsgans“, „Weihnachtskarpfen“ und „Weihnachtsstollen“. All das sind nur wenige Beispiele dafür, wie die Weihnachtsbotschaft nunmehr als Weihnachtsfest in das Leben unserer Gesellschaft eingesponnen worden ist. Weiterlesen

Martin Luther: Nun freut euch, lieben Christen g’mein

Das schon im Kulturhauptstadtjahr 2010 entstandene Pop-Oratorium „Die Zehn Gebote“ ist der Vorläufer des ungeheuer erfolgreichen Pop-Oratoriums „Luther“ aus der Wittener Creativen Kirche. In diesem fantastischen Werk kommt die fröhlich-ermunternde Melodie von Luthers Lied von 1523 in den schönsten rhythmischen Variationen unter anderen Texten wunderbar eingehend zum Klingen (vgl. EG 341). Ich behaupte jetzt: in keinem anderen Lied des Reformators Martin Luther kommt im Text der zehn Strophen und auch vor allem in der von ihm komponierten Melodie die Freude und die Munterkeit des befreiten Mönchs Martin mehr zum Ausdruck.

„Nun freut euch, lieben Christen g´mein, und lasst uns fröhlich springen, dass wir getrost und all in ein mit Lust und Liebe singen“ (Strophe 1). 1523 war Luther gerade vierzig Jahre alt. Da konnte er noch springen, später nicht mehr. Aber singen konnte er bis zu seinem Tode als 63-Jähriger. Wie steht es bei uns? Was können wir noch und was nicht mehr? Weiterlesen